Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

20. November 2007

0013

Egon Schiele

(Tulln 1890 - 1918 Wien)

Rupert Koller

Schätzpreis: € 100.000 - 150.000
Ergebnis: € 128.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Egon Schiele
(Tulln 1890 - 1918 Wien)
Rupert Koller
Kreide auf Papier
46 x 29,6 cm
Expertise von Prof. Dr. Rudolf Leopold (Wien, 22. Mai 2004) liegt bei.

Provenienz: Österreichische Privatsammlung

Literatur: Jane Kallir: Egon Schiele: The Complete Works. Harry N. Abrams, New York, 1990, S. 638, WV 2477 (Abb.).

"Umseitiges Foto zeigt das Bildnis eines jungen Mannes mit gefalteten Händen. Es handelt sich um den späteren Kapellmeister Rupert Koller, den Sohn des von Schiele in einem Ölgemälde (öst. Galerie) dargestellten Dr. Hugo Koller, der mit der Malerin Bronzia Koller-Pinell (geb. Pineles) verheiratet war.
Die Zeichnung in schwarzer Kreide auf Papier [...] stammt aus Schieles letztem Lebensjahr - 1918." (Prof. Dr. Rudolf Leopold)

In den letzten beiden Lebensjahren Egon Schieles bestreiten die Porträts ein Drittel aller Ölgemälde, und auch das grafische Schaffen dominieren nach den weiblichen Akten die Bildniszeichnungen. In diesen stehen der konzentrierte Blick auf den Porträtierten, die präzise Erfassung von dessen Haltung und die distinguierte Physiognomie einem spärlich gesetzten Strich gegenüber.

Wie aus einem Guss mutet das Bildnis Rupert Kollers an. Das Gesicht en face scheinbar auf den Betrachter gerichtet, jedoch vergeistigt formuliert, korrespondiert mit der vermeintlich physischen Absenz des Oberkörpers, dessen Plastiziät doch von den Konturen des Jacketts herruht. Die nicht gänzlich fehlende Binnenzeichnung nimmt Schiele erst entlang der Ärmel auf, wenn er ein paar unruhige Falten, die aus der Sitzhaltung Kollers resultieren, andeutet und somit die Ärmel des Gewandes beschreibt. Kollers Torso liegt eingebettet in dessen gefalteten Händen, die gleichzeitig das Bildnis beschließen.

Egon Schiele artikuliert ein gezeichnetes Paradoxon, indem er einen holistischen Reduktionismus betreibt, wobei die summarische Zeichnung keineswegs Ausdruck und Räumlichkeit schmälert. Graphische Konzentrationspunkte dienen der Dreidimensionalität, ein seit 1915 stärker verfolgter Naturalismus geht aus virtuoser plastischer Modellierung hervor. Die elegante Linienführung macht das Bildnis zu einem geschlossenen Kunstwerk.