Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

11. Oktober 2005

0307

Max Weiler

(Absam bei Hall i. Tirol 1910 - 2001 Wien)

„Blaue Rauch und Nebellandschaft“
1964

Schätzpreis: € 100.000 - 150.000
Auktion ist beendet.

Max Weiler
(Absam bei Hall i. Tirol 1910 - 2001 Wien)
"Blaue Rauch und Nebellandschaft"
Eitempera auf Leinwand
96 x 196 cm
Signiert und datiert rechts unten: Weiler 64
Signiert, datiert und betitelt rückseitig: Max Weiler 1964 (wie eine Landschaft) (Blaue Landschaft) Blaue Rauch und Nebellandschaft

Literatur: Max Weiler, Werkverzeichnis der Bilder von 1932 bis 1974 von Almut Krapf, Salzburg 1974, WVZNR. 564, S. 292 (Farbabbildung Tafel 37); Otto Breicha, Max Weiler, Die innere Figur, 171 Bildwerke seit 1933, Katalog zur Retrospektive im Museum des 20. Jahrhunderts, Wien 1989, Abb. S. 208; Max Weiler "Wie eine Landschaft", Bilder von 1961 - 1967, Katalog zur Ausstellung in der Österreichischen Galerie Belvedere, Wien 1995, S. 83; Max Weiler, Im Jahrhundert der Moderne, Malerei seit 1927, Katalog zur Reptrospektive im Künstlerhaus, Wien 1999, Abb. S. 262

Ausstellungen: Salzburg 1964 (120 Jahre Salzburger Kunstverein, Kat.-Nr. 78); Graz 1965 (Trigon, Kat.-Nr. 102); Wien 1966 (Akademie der bildenden Künste, Kat.-Nr.20); Graz 1970 (Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Kat.-Nr. 14); Wien 1996 (Österreichische Galerie Belvedere, Kat. S. 83);

Das große, zusammenhängende Thema des Malers Max Weiler ist die Natur. Weiler malt sie nicht ab, kopiert sie nicht, sondern erfindet sie neu, autonom, parallel zur bereits bestehenden, letztlich unausschöpflichen. Sein künstlerisches Credo hat er in diesem Punkt bereits in der ersten Hälfte der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts mit dem Motto für eine ganze Reihe von Gemälden abgsteckt, denen er den Titel "wie eine Landschaft" gab. ("Wie eine Landschaft" hieß auch eine Ausstellung Weilers, die 1964, also im Entstehungsjahr unseres Bildes, im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum stattfand.)
Aus dieser Zeitspanne vieler Aufbrüche und neuer künstlerischer Festlegungen stammt auch das hier abgebildete Werkbeispiel, ein großes, schlankes Querfomat, dessen lyrisch-symphonischer Klang ebenso die enge Assoziationsnähe zur Natur wie den autonomen künstlerischen Anspruch der differenziert gemalten Komposition unterstreicht.
Auf weißem Grund breitet sich ein weiträumiges, vielschichtig strukturiertes Geschehen aus, das wie ein Ausschnitt aus einem größeren Ganzen wirkt. Wenn man will, kann man Steine, Pflanzen, Tau und Wasser, Erd- und Spurenhaftes sehen und als kraftvollen Akkord eines homogen und zugleich in sich sperrigen Bildes auf sich einwirken lassen.
Sensibel in den Abstufungen, Lasuren und Ebenen und zugleich vehement im Malduktus eines nahezu kosmischen, gewaltigen Werdens und Wirkens verfügt das Gemälde über all das, was den typischen Weiler und seine Position als Einzelgänger innerhalb der neueren Malerei in Österreich ausmacht. Weilers lyrisch bewegte Sicht der Welt basiert hier auf dem Ineinandergreifen verschiedener Mischungen und Durchbrechungen von ockergelben, blauen, grünen und violetten Farbtönen, eingebunden in ein weit ausholendes, Wind durchflutetes Geschehen scheinbar geologischen Ursprungs.
Die Auseinandersetzung, ob gegenständlich oder abstrakt, die nach dem 2. Weltkrieg mit geradezu ideologischer Einseitigkeit geführt wurde, erübrigt sich im konkreten Fall.
(Peter Baum)