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Auktion: Künstler helfen Künstlern

04. November 2021, 17:00 Uhr

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Rudolf Schönwald

(Hamburg 1928 - 2022 Freiburg im Breisgau)

„Kleine Lokomotive“
2012
Strichradierung und Aquatinta auf Arches Bütten (300g/m²)
59,5 x 60 cm (Blattmaß); 31 x 31 cm (Darstellung); Ed. 64/100
Handschriftlich bezeichnet, nummeriert, signiert und datiert unten: Kleine Lokomotive 64/100 R. Schönwald 2012

Diese Druckgrafik ist eine exklusive Edition der Sammlung Essl Privatstiftung.

Schätzpreis: € 200 - 0
Ergebnis: € 256 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Rudolf Schönwald wurde 1928 in Hamburg als Sohn österreichischer Eltern geboren. Er studierte an der Wiener Akademie der Bildenden Künste Malerei und Graphik bei Joseph Dobrovsky und Christian Ludwig Martin. Für sein grafisches und druckgraphisches Werk erhielt er zahlreiche Preise, so etwa 1971 den Staatspreis für Graphik und 1976 den Preis der Stadt Wien. Von 1976 bis 1993 war Schönwald Professor für bildnerische Gestaltung an der Technischen Hochschule in Aachen. Rudolf Schönwald lebt und arbeitet in Wien.

ZUM WERK
"Die Zeichnung zeichnet sich größtenteils selber. Entweder sie tut es oder sie wird weggeschmissen." Rudolf Schönwald

Mit Schwarzkreide und Zeichenblock ausgestattet begibt sich Rudolf Schönwald immer wieder auf Reisen. Riesige, meist aufgelassene Industrieanlagen inspirieren ihn zu einem Zyklus von Industriezeichnungen, an dem er seit mehr als drei Jahrzehnten arbeitet. Die Architekturen mit ihren hohen Türmen, Öfen und Fördergerüsten, ihren Schächten und Bergwerken zeugen von einer industriellen Vergangenheit, doch nun, stillgelegt und nutzlos, sind sie dem allmählichen Verfall preisgegeben. Als Funktionsbauten haben sie ihren Zweck verloren, aber gerade im Stadium des Verfalls offenbaren sie eine neue Qualität. Wie ein Forschungsreisender begibt sich Schönwald auf unwegsames Gelände, überwindet abgesperrte Barrieren und Hindernisse, um die Aura dieser facettenreichen, oft geradezu phantastischen Bauten einzufangen, damit – so der Künstler – „die Architektur erstmals wirklich gesehen wird“. Über das Medium der Zeichnung und Druckgrafik macht Schönwald den ästhetischen Wert der Gebäude, Geräte und Maschinen, wie auch ihres Verfalls erfahrbar, er bewahrt aber auch ihr Bild vor dem Vergessen. In manchen Fällen ist das zeichnerisch erkundete Objekt in der Zwischenzeit bereits verschwunden, es wurde niedergerissen oder dem natürlichen Verfall überlassen. Schönwald zeichnete vor Ort bereits Anlagen in Deutschland, Belgien und Italien, in Österreich, Frankreich und Spanien, aber auch in Ungarn, Tschechien und Russland. 2012 zeigte eine Ausstellung im Essl Museum eine reichhaltige Auswahl von Schönwalds außergewöhnlichem grafischem Werk mit einem Schwerpunkt auf neuen Arbeiten. Die zwei Druckgrafiken entstanden im Sommer 2012: Die „Kleine Lokomotive“ zeigt eine Dampflok aus längst gegangener Zeit, der „Eingestürzter Fabrikschlot“ Reste einer inzwischen verschwunden Industrieanlage. Gedruckt wurden die Arbeiten in der renommierten Wiener
Radierwerkstatt von Kurt Zein.

(Günther Oberhollenzer)