Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

19. März 2002

0083

Tina Blau

(Wien 1845 - 1916 Wien)

„in Kupfervase“
Blumenstrauss

Schätzpreis: € 180.000
Meistbot: € 50.000
Auktion ist beendet.

Tina Blau
(Wien 1845 - 1916 Wien)
Bunter Blumenstrauss in Kupfervase
Öl auf Leinwand
126 x 89 cm
Signiert links unten: T. Blau

Provenienz: Wiener Privatbesitz

Regina Leopoldine Blau wird 1845 als Tochter eines k.k. Militärarztes in Wien geboren, sehr bald aber auf den Namen Tina gerufen. Ihr malerisches Talent wird früh erkannt und gefördert. Anton Hanely, ein Waldmüller-Schüler, unterrichtet sie vorwiegend in Blumen- und Stillebenmalerei. Schon bald aber spürt die Künstlerin den Drang hinaus in die freie Natur, der durch ihren neuen Lehrer August Schäffer gefördert wird.
Wie für viele ihrer Generation wird das Jahr 1869, das Jahr der Münchener Ausstellung französischer Malerei, auch für Tina Blau zu einem entscheidenden Wendepunkt. Die 'paysage intime' der Schule von Barbizon sollte fortan als Leitbild ihr Oeuvre begleiten.
Als zweites einschneidendes Ereignis ist die Begegnung mit Emil Jakob Schindler zu nennen, den sie mehrere Jahre malend begleitet dabei jedoch ihre künstlerische Eigenständigkeit zu bewahren weiß. Die beiden unternehmen in der Folge mehrere Studienreisen miteinander und führen auch ein gemeinsames Atelier. 1879, im Jahr der Heirat Schindlers mit der Schauspielerin und Sängerin Anna Berger, kommt es zum Bruch.
1883 heiratet Tina Blau den Tier- und Schlachtenmaler Heinrich Lang und verläßt Wien, um sich in München niederzulassen. Nach dem Tod des Gatten 1891 kehrt sie wieder in ihre Heimatstadt zurück, wo sie auch während ihrer Abwesenheit ihr Atelier im Prater behalten hat. In ihren letzten Jahren unternimmt sie viele Reisen nach Deutschland, Holland und Istrien. Ihre Werke sind auf zahlreichen Ausstellungen vertreten und erhalten verschiedene Auszeichnungen, u.a. eine Medaille auf der Weltausstellung in Paris 1889 und auf einer Kollektivausstellung in München, 1890. Tina Blau stirbt am 31. Oktober 1916.

Über ihren ersten Lehrer, Anton Hanely, beschäftigt sich Tina Blau bereits sehr früh mit Blumenstilleben. In München unterrichtet sie ab 1889 an der Damenakademie des Künstlerinnenvereins das Fach für Stilleben- und Landschaftsmalerei, in Wien wird sie 1898 für diese Klasse an der Wiener Kunstschule für Frauen und Mädchen engagiert.
Bei Tina Blau dreht es sich unabhängig vom Motiv immer um die Darstellung unterschiedlicher Oberflächen und deren Wirkung im Licht. Bevorzugt malt sie Blumen in Vasen und in Räumen, selten aber im Garten und im direkten Sonnenlicht.

Licht bleibt immer der modellierende Faktor, es schafft Räumlichkeit, Plastizität und es lenkt den Blick auf das Wesentliche. Im vorliegenden Bild aus der Spätzeit der Künstlerin kommt der Einfall von rechts, das Licht erhellt die aufgeblätterten Rosenblätter, die Iris und die Schafgarbe. Es fordert eine genaue Beschreibung der einzelnen Blüte, ihre Transparenz genauso wie ihre malerische Zartheit. Tina Blau hat hier ein ungewöhnlich großes Format gewählt, deren Höhe durch den Aufbau der Blumenkomposition noch verstärkt wird. Als ausgleichender Faktor wirkt der horizontale Ausschnitt des Bildes im Hintergrund. Eine Mühle ist zu erkennen, ein niederländisches Stadtbild, wie es die Künstlerin selbst in vielen Landschaftsbildern festgehalten hat. Das Bild ist in zarten blauen Tönen gehalten, in Harmonie mit der Farbe der Wand und zurückhaltend, um der Wirkung der Blumen Rechnung zu tragen. Malerei ist hier nicht nur eine farbige Gestaltung eines dekorativen Motivs, sie wird hier auch Träger der anderen Sinne: ein feines Lüftchen durchweht das Zimmer, der Duft der Blumen ist zu erahnen sowie die Stille eines angenehmen Frühlingstages.