Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

26. Januar 2016, 18:00 Uhr

0434

Georg Baselitz*

(Deutschbaselitz 1938)

„o.T.“
1991
Kohle, Pastell und Fettkreide auf Papier
65,5 × 50,5 cm
Datiert und signiert unten mittig: 6.X.91 Baselitz

Provenienz

Galerie Fred Jahn, München; Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

Das Ausfüllen eines Bildraumes mit emotionaler Gestik und sezierter Figürlichkeit, aber auch das von Georg Baselitz geforderte Chaos als Ausgangspunkt für den Malprozess treten in seinen Arbeiten zu einer vielschichtigen Narration zusammen. Die hier zu Flächigkeit verwischt vorgetragene „Atmosphäre“ rahmt eine zentrale Figur, die aus dem Schwarzgrau die rote Energie der Aktion ballt: Ein Schwert, vielleicht, erhebend, das mit erkennbarer Entschlossenheit auf ein Bündel in tiefem dichten Schwarz zielt.
Die Technik der Kreide auf Papier liegt der Malweise des Künstlers mit seiner Möglichkeit des nachdrücklich graphischen Vortrags und des malerischen Verschleierns als Form expressiver Extreme, um zwar immer figürlich, aber nicht vordergründig konkret zu werden. „Bilder hinter der Leinwand zu malen“ ist schließlich eines seiner Ziele. Schemenhaft aufgelöst, unter Übermalungen, dichten Durchstrichen und Knäueln zeigt sich dennoch ein Gesicht, und dieses mit lesbarem Ausdruck. Baselitz lotet Grenzen aus und pendelt damit zwischen einem uneingeschränkten Auskosten des Malprozesses und der Provokation neuer Standpunkte. Gerade in den frühen 1990er Jahren entstanden Arbeiten, die sich auf den ersten Blick als abstrakte graphische Spielereien darstellen, doch dann figürliche Sujets enthüllen, die keine Oberflächlichkeit dulden. Zwischen der Loslösung von Inhalten und der unmittelbaren Darbietung derselben findet Baselitz Wege, sich selbst dem Bild zu entziehen und dem Betrachter eine ungewohnte Perspektive zu überlassen. Mit einer den Arbeiten innewohnenden Monumentalität, die sich aus seiner Vermeidung jeder Form von ideologischer und formaler Kleinlichkeit ergibt, fordert der Künstler Auseinandersetzung ein (Claudia Lehner-Jobst).