Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

05. Dezember 2024, 14:00 Uhr

4046

Arik Brauer*

(Wien 1929 - 2021 Wien)

„Fünf nach Zwölf“
2010
Öl auf Platte; gerahmt
132 x 176 cm
Signiert rechts unten: Brauer
Rückseitig bezeichnet und beschriftet: Öl 790 132 x 176 Fünf nach Zwölf

Provenienz

Auktionshaus im Kinsky, Wien, 9.11.2010, Lot 27;
Privatsammlung, Wien;
Galerie Kaiblinger, Wien;
seit 2015 Privatbesitz, Wien

Literatur

Arik Brauer, Museum und Sammlung, Amalthea Signum Verlag, Wien 2011, Abb. S. 99

Schätzpreis: € 150.000 - 250.000
Auktion ist beendet.

Maler, Grafiker, Bildhauer, Musiker, Autor. Der Universalkünstler Arik Brauer zählte zu den facettenreichsten Künstlerpersönlichkeiten der österreichischen Nachkriegsmoderne. Als Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus schrieb er Kunstgeschichte. Daneben war das Multitalent von 1985 bis 1997 Professor an der Akademie der bildenden Künste Wien. Brauer starb 2021 im Alter von 92 Jahren in seiner Heimatstadt Wien. In Anlehnung an die Alten Meister vermischen sich seinem fantastischen Werk Realismus und Surrealismus zu einer homogenen Synthese. Seine Themen schöpfte er aus der Natur, dem Menschen und der Religion. Neben dem Judentum und dem Alten Testament machte er in seinen Bildern auf die Umweltzerstörung aufmerksam.

So auch in dem vorliegenden Bild mit dem treffenden Titel Fünf nach Zwölf aus dem Jahr 2010. Wie der Werktitel erahnen lässt, ist es für die Natur bereits zu spät, es gibt keine Hoffnung mehr. In der traumähnlichen Sequenz versammeln sich mehrere Figuren an einem Tisch, der mit toten Tieren bedeckt ist. Die Sanduhr tickt. Ratlos sucht man nach Lösungen, doch das menschengemachte Problem nimmt seinen Lauf. Die Natur ist am Sterben. Der apokalyptische Himmel und die kaputten Eier, die eigentlich für Fruchtbarkeit stehen, intensivieren den morbiden Eindruck. Als brillanter Geschichtenerzähler hält uns Brauer in seinem symbolisch aufgeladenen Untergangsszenario den Spiegel vor die Augen. Die Botschaft ist klar – wenn wir die Umwelt und den Artenschutz nicht schützen, sind wir verloren. Damit steht Brauer im Einklang mit seinem Künstlerfreund Friedensreich Hundertwasser, der sich auch für die Natur stark machte. Brauer sagte einmal darüber: „Die Natur ist natürlich die Quelle für alles. Das ist ja ganz klar. Jeder Mensch weiß das. Ohne Regenwürmer, ohne Mikroben würden wir nicht existieren. Die Welt ist eine Einheit, aber das sind ja lauter Dinge, die bekannt sind. Aber man muss das natürlich auch empfinden. Dass der Kosmos ein geschlossenes System ist, mit dieser Einsicht muss man intensiv leben. Diese Vorstellung, die mit uns herangewachsen ist im Laufe der Zivilisation, dass wir ‚die Krone der Schöpfung‘ sind und alles machen können, was wir wollen, das stellt sich ja in zunehmendem Maße als falsch und lebensgefährlich heraus. Die Tatsache, dass wir drauf und dran sind, alles kaputt zu machen, erlebe ich als die Katastrophe schlechthin. Die meisten Menschen sind von diesen hochaktuellen Themen berührt – und natürlich drückt sich das auch in der Kunst aus.“ (https://www.wienerzeitung.at/h/arik-brauer (27.09.2024))

(Stefan Üner)