Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

05. Dezember 2024, 14:00 Uhr

4069

Alfred Hrdlicka*

(Wien 1928 - 2009 Wien)

„Boxer“
1992
Bronze
H. 85 cm
Monogrammiert und nummeriert am Standfuß: A.H. E.A.
Gießerstempel: Venturi Arte Bologna

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Literatur

Ausstellungskatalog, Alfred Hrdlicka. Druckgrafiken und Bronzen, 1971-2001, Wien 2001, S. 24.

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

Mit seinem Credo „Alle Macht in der Kunst geht vom Fleische aus“, avancierte der Wiener Bildhauer und Grafiker Alfred Hrdlicka zu den Fixgrößen der österreichischen Nachkriegskunst. Hrdlicka schuf ein beeindruckendes und brachiales Werk zwischen expressiver Geste und klassischer Figuration. Seine Themen kreisen um Körper, Krieg, Gewalt und Faschismus. Zeitlebens engagierte sich der kritische Geist für Aufklärung und Menschlichkeit. Höhepunkt dieser Anschauung stellte sein Mahnmal gegen Krieg und Faschismus am Wiener Albertinaplatz dar, dass er als begehbares Denkmal konstruierte. Hrdlicka wurde 1928 in Wien geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Albert Paris Gütersloh, Josef Dobrowsky und Fritz Wotruba. 1964 feierte er bei der Biennale in Venedig seinen internationalen Durchbruch. Hrdlichka hatte Professuren in Stuttgart, Hamburg, Berlin und Wien. 2009 starb er im Alter von 81 Jahren in Wien.

Hrdlicka war eine facettenreiche Persönlichkeit. Er war Bildhauer, Grafiker, Autor und Schachspieler. Daneben interessierte er sich für den Boxsport. In Motiven wie dem Gladiator oder dem US-Schwergewichtsboxer Sonny Liston zeigt sich seine anhaltende Faszination für den Faustkampf. Bei der Bronzeskulptur Boxer präsentiert Hrdlicka zwei ineinander verschlungenen Kämpfer im direkten Schlagabtausch. Ihre Körper wirken muskulös, ihre Mimik grimmig. Es ist der Zweikampf, Mann gegen Mann, der Hrdlicka zu einer körperbetonten Formensprache im figurativ-expressiven Stil bewegt. Ausgehend vom dargestellten Körper verwandelt sich das plastische Volumen der massigen Leiber zu einer wuchtigen und geschlossenen Form. Einmal mehr zeigt sich hier Hrdlickas Faible für die Klassik und der Antike, wobei der Boxkampf bis zu den alten Griechen zurückreicht. Über das Thema schrieb der Künstler: „Das Sich in der Arena zur Schau stellen ist für jemanden, der es in unserem System zu etwas bringen will, ein notwendiges Übel geworden. Dem Sieger wird zugejubelt, den Verlierer vergisst man.“ (Michael Lewin, Alfred Hrdlicka. Das Gesamtwerk. Schriften, Wien [u. a.] 1987, S. 156)

(Stefan Üner)