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Alphons Leopold Mielich
(Klosterneuburg 1863 - 1929 Salzburg)
„Straßenmotiv aus Faggala in Kairo“
um 1890
Öl auf Leinwand; gerahmt
69 x 105 cm
Signiert unten mittig: A. L. Mielich
Rückseitig auf Etikett betitelt: Zur Mittagszeit. Straßenmotiv aus Fagalla. Cairo
Provenienz
österreichischer Privatbesitz
Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
erzielter Preis: € 51.200 (inkl. Gebühren und österreichischer MwSt.)
Auktion ist beendet.
Der Orientmaler Alphons Leopold Mielich hieß mit bürgerlichem Namen Mielichhofer. Er strebte vorerst eine Offizierslaufbahn an, die er jedoch aus Gesundheitsgründen 1887 beenden musste. Seine erste künstlerische Ausbildung erhielt er vom Gebirgsmaler Anton Schrödl, bei dem er Privatunterricht nahm. 1889 besuchte Mielich zum ersten Mal Ägypten, wohin er bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges wiederholt reiste. Zu Studienzwecken lebte Mielich 1889/92 in Paris, wo er sich durch das Kopieren von Orientbildern schulte. Von Paris aus unternahm er zahlreiche Studienreisen, u.a. nach England, Spanien und Tunis, sein Interesse galt jedoch bald ausschließlich dem Orient. Nach seiner Rückkehr nach Wien wurde er 1894 Mitglied der Genossenschaft bildender Künstler Wiens (Künstlerhaus). Im Auftrag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ging er schließlich 1901 als künstlerischer Begleiter des Orientalisten Alois Musil nach Jerusalem und von dort nach Transjordanien. Seine Aufgabe war es, die Kalifenschlösser in der Peträischen Wüste aufzunehmen. Mielich entwickelte sich immer mehr zum gefragten Orientmaler und bekam sogar den Auftrag, für ein Theaterstück in Wien eine orientalisierende Bühnendekoration zu entwerfen.
Vorliegendes Gemälde zeigt ein Motiv aus Faggala, einem der ältesten Viertel Kairos. Mielich schildert das geruhsame Straßenleben um die Mittagszeit. Die Sonne steht im Zenit, und die sengende Hitze treibt die Menschen in ihre Häuser. Lediglich ein paar Kinder sowie zwei Frauen, die an einem Tischchen am Boden kauernd, ihre Speisen einem älteren Mann anbieten, sind der Sonne ohne schützenden Schatten ausgesetzt. Die detailgetreu wiedergegebene Häuserzeile mit Moschee und Minarett im Hintergrund, sowie die malerisch gelagerten Figuren mit ihren bunten Gewändern, boten ein pittoreskes Sujet aus dem ägyptischen Volksleben des ausgehenden 19. Jahrhunderts, welches Mielich auf beeindruckend realistische Weise festzuhalten verstand. (MS)