Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

20. Juni 2024, 14:00 Uhr

5003

Franz West*

(Wien 1947 - 2012 Wien)

„Sous d'un parasol“
1981
Mischtechnik, Collage auf Papier; gerahmt
20 x 39,5 cm
Signiert und datiert links: F West 81

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Literatur

Franz West. Works 1970-1985, Collection Hummel, Years spent together, Wien 2018, Abb. S. 82-83.

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Auktion ist beendet.

Franz West schreibt mit seinen um 1980 entwickelten Passstücken Kunstgeschichte. Diese werden zu seinem Markenzeichen, wobei er aber „das Ambiente, die Grundlagen hierfür in seinen Collagen entwickelt.“ (Veit Loers, Franz West, Köln 2006, S. 19)

„Für die Collagen nehme ich nur Bilder aus der Werbung, so wie die, die man ins Haus geschickt bekommt. In der Werbung wird doch ein Ideal von Gegenständen und Personen dargestellt. Wenn ich die zerlege in der Betrachtung, die verschiedenen sich anpreisenden Ideale, und sie gemäß der Differenz in meiner Vorstellung wieder zusammenfüge, bekommen sie eine andere Aussage. Die Werbung erscheint mir als Theater…“ (Loers, S. 19), beschreibt der Künstler 2005 in einem Gespräch seine Vorgehensweise.

Franz West schneidet Motive aus Werbematerialien und Zeitschriften aus und setzt diese dann im Sinne eines Objet trouvé oder Ready-Mades ein. Es sind gleichsam aufgefundene Alltagsgegenstände, die er zum Kunstwerk erklärt. In den frühen Collagen setzt er die ausgeschnittenen Teile auf einheitlich bemalte Flächen, die sich zu Beginn der 1980er-Jahre immer mehr in Bühnenräume verwandeln. In vorliegender Arbeit sind es Pornobilder, eine barbusige, lächelnde Frau und Männer in Bodybuilder-Pose, denen der Künstler groteske Accessoires verpasst hat, die eine Zirkusmanege bevölkern. Es ist kein Raum, der in die Tiefe geht, vielmehr wird die Räumlichkeit durch in die Fläche geklappte Farbfelder evoziert, was das Artifizielle der Situation noch unterstreicht. Den oberen Rand zieren rosafarbene Vorhangteile, während links ein blau-roter Teppich den Boden markiert. „Auf den Werbe- und Pornobildern der 1970er-Jahre herrscht immer gute Laune“, sagt der Künstler, und „in der Verfremdung der Collage wird dieses Konsum-Lachen isoliert und verwandelt sich zu einem hysterischen, grundlosen Lachen, das in seiner Selbstreferenz zur Lächerlichkeit erstarrt.“ (zitiert in: Loers, S. 21) Hier steht Franz West durchaus in der Tradition des Pop Art eines Richard Hamilton, der ebenso Werbemotive isoliert in ihrem Bedeutungsgehalt verändert. Die aus dem ursprünglichen Kontext gerissenen Menschenbilder mutieren bei Franz West zu „belämmerten Stereotypen, die lächerliche Gesten machen“ (Franz West zitiert in: Loers, S: 20 f.), zu Protagonisten eines absurden Theaters.

(Sophie Cieslar)