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Pierre-Auguste Renoir
(Limoges 1841 - 1919 Cagnes-sur-Mer)
„La conversation (Studie)“
um 1890
Öl auf Leinwand; gerahmt
25 x 28 cm
Provenienz
Sammlung Ambroise Vollard;
Palais Galliéra, Paris, 19.06.1974, Nr. R (unverkauft);
Galerie Marcel Bernheim, Paris (vgl. Fotoexpertise François Daulte, 25. November 1974);
Galerie La Cave, Paris (vgl. Expertise von Claude Grandclaudon, 12. Dezember 1977);
Kunsthaus im Welserhof, Augsburg (vgl. Brief von François Daulte, 4. Juli 1988, Lausanne);
Gottfried Layr, Kunsthandel, Gars/K., Österreich (1989);
seit 1989 österreichischer Privatbesitz
Literatur
Ambroise Vollard, Tableaux, pastels et dessins de Pierre Auguste Renoir, Band 2, Paris 1918, Abb. S. 120 (rechter Teil der Abbildung);
Guy-Patrice und Michel Dauberville, Catalogue Raisonné des tableaux, pastels, dessins et aquarelles, 1882-1894, Band 2, Paris 2009, Nr. 1029, s/w-Abb. S. 217
Fotoexpertise von François Daulte, 25. November 1974, Lausanne, liegt in Kopie bei.
Expertise von Claude Grandclaudon, Galerie La Cave, Paris, 12. Dezember 1977, liegt in Kopie bei.
Bestätigung von François Daulte (Brief an das Kunsthaus im Welserhof, Augsburg), 4. Juli 1988, Lausanne, liegt in Kopie bei.
Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Meistbot: € 35.000
Auktion ist beendet.
In den Jahren nach 1880 befindet sich Pierre-Auguste Renoir an einem Wendepunkt in seinem künstlerischen Schaffen. Nach der impressionistischen Phase, die ungefähr von 1870 bis 1880 andauert, orientiert er sich neu und stellt das bisher Erreichte in Frage. „Um 1883“, so schreibt der Künstler an seinen Händler Ambroise Vollard, „trat so etwas wie ein Bruch in meinem Werk ein. Ich war dem Impressionismus bis an die äußere Grenze gefolgt und musste feststellen, dass ich weder malen noch zeichnen konnte. Mit einem Wort, ich war in einer Sackgasse“ (Karin Sagner-Düchting, Renoir. Augenblicke des Glücks, München 1996, S. 81). Orientiert er sich zunächst, inspiriert durch eine Italienreise 1881, an den glatten, scharf gezeichneten Formen von Jean-Auguste-Dominique Ingres, beginnen sich um 1890 die Formen wieder aufzulockern und expressiver zu werden. Es folgt ein außerordentliches Spätwerk, das trotz der sich ab 1892 manifestierenden rheumatoiden Arthritis von großer Schaffensfreude geprägt ist. Selbst als ihn die Krankheit an den Rollstuhl fesselt und jede Bewegung schwierig wird, lässt er sich den Pinsel an die Hand binden und malt unverdrossen weiter.
Das Leitmotiv dieser späten Jahre ist die Frauendarstellung, viele seiner Szenen platziert Renoir in die freie Natur. Auch das Thema der „Conversation“, das sich durch sein Oeuvre zieht, bietet ihm einmal mehr die Gelegenheit, verschiedene räumliche Situationen und Positionen der Bildakteure zu erproben und deren Relationen zueinander malerisch zu erfassen. Dabei sind seine Darstellungen stets von großer Intimität und Empathie geprägt (Guillermo Solana (Hg.), Renoir. Intimacy, Ausstellungskatalog, Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid 2016. o.S.).
In vorliegender Studie sieht man genau zu welch freier, expressionistischer Malweise der Künstler bereits fähig ist und wie sehr er den Impressionismus in einer ganz eigenständigen Art und Weise weiterentwickelt hat. Er kombiniert weiche, konturlose Formen mit einem kräftigen Farbauftrag und erfasst seine Figuren kühn mit dickem, sicherem Pinselstrich. Gerade dieses radikale Spätwerk begeistert die nachfolgenden Generationen. Künstler, wie Pablo Picasso, der sieben Bilder Renoirs in seiner persönlichen Sammlung hatte, Henri Matisse und René Magritte verehrten den großen Franzosen und bewunderten die unglaubliche Lebensfreude und Sinneslust, die seine Malerei auszeichnet.
(Sophie Cieslar)