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Francesco Guardi zugeschrieben
(Venedig 1712 - 1793 Venedig)
„Venedig - Blick über den Canal Grande mit San Geremia, Palazzo Labia und dem Eingang zum Cannaregio“
Öl auf Leinwand; gerahmt
93,5 x 126,5 cm
Provenienz
Privatsammlung, Zürich;
Galerie Sanct Lucas, Wien, 1985;
Sammlung Erna Weidinger (1923–2021)
Literatur
Antonio Morassi, Guardi. L'opera completa di Antonio e Francesco Guardi, Venedig, 1973, I, S. 417, Nr. 572; II, Abb. 545.
Dario Succi, Francesco Guardi. Itinerario dell'avventura artistica, Cinisello Balsamo, 1993, S. 204, Abb. 221 (Farbe), als "Nicolò Guardi (?)".
Dario Succi, Francesco Guardi. Itinerario artistico, Mailand, 2021, I, S. 412 und 415, Abb. 15 (Farbe).
Wir danken Charles Beddington für seine Hilfe bei der Katalogisierung.
Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Meistbot: € 30.000
Auktion ist beendet.
Die frühe Entwicklung von Francesco Guardi als Vedutenmaler wird seit langem diskutiert und ist noch nicht genau geklärt. Das vorliegende Gemälde ist Teil einer stilistisch kohärenten Gruppe, über welche die Meinungen geteilt sind.
Zu ihr gehört eine Gruppe von vier Ansichten, darunter "Der Canal Grande bei Ca' Pesaro" in der National Gallery, London, und zwei im Baltimore Museum of Art, "Der Canal Grande bei der Kirche Santa Maria della Salute" und "Der Canal Grande mit der Kirche San Geremia, dem Palazzo Labia und dem Eingang zu Cannaregio". (Morassi 1973, I, Nr. 564, 463 und 571; II, Abb. 539, 467 und 544.) Unser Gemälde ist eine nahestehende Version ähnlicher Größe zu dem Gemälde im Baltimore Museum of Art, mit anderen Figuren, aber ansonsten nur geringfügigen Abweichungen. Weitere Gemälde der Gruppe befinden sich in Privatsammlungen, darunter ein Paar, das den Canal Grande mit der Rialto-Brücke und dem Palazzo dei Camerlenghi und den Canal Grande mit dem Fondaco dei Turchi zeigt, sowie eine Ansicht des Campo SS. Giovanni und Paolo. (Morassi, Nr. 557, 568 und 593, Abb. 541 and 565.) Die Kompositionen all dieser Bilder sind den Radierungen von Michele Marieschi entlehnt, die 1741 veröffentlicht wurden. Vier Gemälde in der Sammlung der Akademie der Bildenden Künste, Wien, zeigen San Giorgio Maggiore vom Molo gesehen, die Piazzetta mit Blick auf den Dogenpalast, die Piazzetta mit Blick auf die Libreria di San Marco und den Canal Grande an der Kirche Santa Maria della Salute, deren Kompositionen sowohl auf Radierungen von Canaletto als auch von Marieschi basieren. (Morassi 1973, Nr. 363, 379, 384 und 462, Abb. 389-90, 402, 405-6, 466 und 468. Die Gemälde haben alle eine gemeinsame Provenienz von 1822 und werden von Dario Succi als Teil einer noch größeren Serie betrachtet, aber Morassi war der Ansicht, dass sie aus zwei verschiedenen Aufträgen stammen.)
Antonio Morassi akzeptierte alle diese Gemälde als Werke von Francesco Guardi, wobei er feststellte, dass sie den Einfluss von Marieschi erkennen lassen und dass die Figuren vielleicht eher das Werk von Antonio Guardi als von Francesco sind. (Morassi 1973, S. 216 und 243) Dario Succi schlug 1993 vor, dass es sich bei dieser Gruppe von Gemälden um das Werk von Nicolò Guardi (1715-1786), dem jüngeren Bruder von Francesco, handeln könnte, von dem kein einziges sicheres Werk bekannt ist. (Succi 1993, S. 191-208) Er behielt die vier Gemälde in der Akademie der Bildenden Künste Wien jedoch als "Francesco oder Nicolò Guardi" bei und fügte der Gruppe Gemälde hinzu, die nicht ganz im selben Stil zu sein scheinen. Kürzlich hat Succi veröffentlicht, dass die Identifizierung des Autors der Gruppe als Nicolò Guardi nun als sicher gelten sollte, und er hat weitere Ergänzungen zu der Gruppe vorgeschlagen. (Succi 2021, I, S. 396-425)
Es gibt jedoch kein einziges sicheres Werk von Nicolò Guardi, und die Gemälde in der National Gallery, London, im Baltimore Museum of Art und in der Akademie der Bildenden Künste, Wien, werden von den jeweiligen Institutionen immer noch als Werke von Francesco Guardi angesehen.