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Mihály von Munkácsy
(Munkacs 1844 - 1900 Endenich)
„Kleines Mädchen mit Hundefamilie“
1877
Öl auf Holz
38,5 x 46,7 cm
Signiert und datiert links unten: Munkacsy. M. / 1877
Provenienz
aus einer bedeutenden Wiener Privatsammlung
Literatur
Vergleiche: Charles Sedelmeyer, M. von Munkácsy. Sein Leben und seine künstlerische Entwicklung, Paris 1914, S. 52-53 "Die beiden Familien";
vergleiche: Lajos Végvári (Hg.), Katalog der Gemälde und Zeichnungen Mihály Munkácsys, Budapest 1959, S. 51, Nr. 230, Tafel LXXXIII "Zwei Familien"
Wir danken Dr. Gábor Bellák (Ungarische Nationalgalerie, Budapest) für die wissenschaftliche Unterstützung.
Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Meistbot: € 140.000
Auktion ist beendet.
Mihály von Munkácsy gilt als einer der bedeutendsten ungarischen Maler des 19. Jahrhunderts. Er entstammte einer seit dem 18. Jahrhundert in Ungarn ansässigen bayerischen Familie, sein ursprünglicher Name lautete Michael Leo Lieb. Erst ab 1863 trat er unter dem Namen Munkácsy auf, in Anlehnung an seine Geburtsstadt Munkács, ab 1868 konnte er diesen Namen dann offiziell führen.
Sein Vater war Beamter, die Mutter eine ungarische Adelige. Beide Elternteile starben früh, und der erst 8-jährige Mihály wurde gemeinsam mit seinen vier Geschwistern von Verwandten der Mutter – der Familie Reök – aufgenommen. Nach einer Tischlerlehre (1854-1858) und erstem Malunterricht (1859-1863 bei Elek Szamossy) zog Mihály für zwei Jahre nach Budapest, wo er an der Kunstakademie studierte. 1865/1866 begann er an der Wiener Akademie bei Carl Heinrich Rahl ein Studium, und ging im Anschluss nach München (1866) und Düsseldorf (1867), wo er seine Studien fortsetzte, und Bekanntschaften mit bedeutenden Künstlern wie Wilhelm Leibl, Benjamin Vautier und Ludwig Knaus machte. In den Jahren 1871-1897 lebte er als gefeierter Künstler in Paris, wo er die Witwe des Kunstmäzens Baron de Marches heiratete und von dem bekannten Kunsthändler Charles Sedelmayer unter Vertrag genommen wurde. Finanziell abgesichert, führte er das Leben eines „Malerfürsten“, dessen Werke im Pariser Salon ausgestellt wurden und nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika Bewunderung und Käufer fanden. In dieser Zeit erhielt er prestigeträchtige Aufträge, wie etwa jenen zu dem Deckengemälde im Treppenhaus des Wiener Kunsthistorischen Museums („Apotheose der Renaissance“) sowie für das Deckengemälde "Ungarische Landnahme" für das Budapester Parlament. 1880 wurde er von Kaiser Franz Joseph I. in den Adelsstand erhoben.
Trotz seiner weltweiten Erfolge litt Munkácsy an Selbstzweifel und Depressionen, 1891 setzte allmählich ein geistiger Verfall ein, sodass er 1897 in eine Heilanstalt für Geisteskranke eingeliefert werden musste, wo er im Jahr 1900 verstarb.
Vorliegende Arbeit ist ein beeindruckendes Beispiel aus seiner Pariser Zeit und zeigt einen reizenden Ausschnitt des Gemäldes „Die beiden Familien“ (Abb. 1). Ein kleines Mädchen mit einem Stück Brot in der Hand beobachtet eine aus einer Schüssel fressende Hundefamilie. Detailreich schildert Munkácsy die kleinen Protagonisten und das Interieur mit Schrank, Tisch und allerlei Küchengerätschaften. Das gedämpfte Kolorit mit wenigen wirkungsvoll eingesetzten farbigen Kontrasten in Weiß, Rot, Blau und Grün ist charakteristisch für seine Arbeiten der 1870er Jahre. Sowohl die Farbigkeit, wie auch der intime Ausdruck der Szenerie, tragen die unverwechselbare Handschrift Munkácsys und zeigen das große Talent des ungarischen Meisters, dessen oberstes künstlerisches Ziel die Darstellung der Wirklichkeit war. (MS)