Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

09. März 2022

0055

Thomas Willeboirts Bosschaert

(Bergen op Zoom 1613/14 - 1654 Antwerpen)

„Der Abschied von Venus und Adonis“
Öl auf Leinwand
158 x 226 cm

Provenienz

Januar 1930 am deutschen Kunstmarkt (laut einem Foto im Archiv Ludwig Burchard, Rubenianum, Antwerpen, welches den Vermerk trägt, dass es von einem Herrn Kuenze-Graefe (Berlin?) angeboten wurde: "als van Dyck, zu einem Riesenpreis".)
seit drei Generationen in österreischischem Privatbesitz

Literatur

Axel Heinrich, Thomas Willeboirts Bosschaert (1613/14 - 1654). Ein flämischer Nachfolger van Dycks, Turnhout 2003, S. 174-175, Kat. A19, Abb. 30
Frans Baudouin, Aantekeningen over Venus en Adonis-taferelen van Thomas Willeboirts Bosschaert en zijn invloed op de Hollandse schilderkunst, in: Oud Holland, Bd. 998, 1984, S. 136-137, Abb. 9
Erik Duverger, Inventaris van het sterfhuis van Elizabeth Waeyens (gest. 1657), weduwe van Hans van Mildert, in: Jaarboek van het Koninklijk Museum voor Schone Kunsten Antwerpen, 1989, S. 401-402, Abb. 2

Schätzpreis: € 75.000 - 150.000
Auktion ist beendet.

Thomas Willeboirts Bosschaerts Stil war, sowohl in seinen Porträts als auch in seinen Historienbildern, stark von Anthonis van Dyck (1599-1641) beeinflusst. Er gilt heute als einer seiner bedeutendsten zeitgenössischen Anhänger, weshalb Bosschaerts Werke – wie auch Vorliegendes – in der Vergangenheit auch immer wieder Dyck selbst zugeordnet wurden. Das Thema des Abschieds Venus‘ von Adonis verarbeitete der Künstler mehrfach in verschiedenen Versionen. Im vorliegenden Gemälde gibt er die Erzählung aus Ovids Metamorphosen besonders einfühlsam wieder: Venus wendet ihren Oberkörper dem Geliebten zu, bekommt aber nur noch mit Mühe seinen Arm zu fassen, da Adonis sich bereits voller Tatendrang zum Gehen wendet. Der bereits ungestüm an Adonis emporspringende Jagdhund und sein Artgenosse wurden als Motiv fast gleichlautend aus einem Gemälde desselben Themas von Dyck übernommen.
Eine gleichnamige Darstellung Bosschaerts, in der allerdings die Positionen der Protagonisten vertauscht sind, befand sich ehemals in Den Haag. Den Venustypus verwendete der Maler selbst in späteren Darstellungen von „Venus und Aeneas“ in Amsterdam und Potsdam wieder, sowie in einer weiteren Komposition, von welcher heute nur noch eine Radierung Franz-Xaver Gebhardts (Grafische Sammlung Albertina) zeugt. (Heinrich 2003, Kat.Nr. AP18, AP18a, A20a)
Thomas Willeboirts Bosschaert stammte aus einer katholischen Familie, die sich Ende des 16. Jahrhunderts im flämischen Bergen op Zoom niederließ. Seine Ausbildung erhielt er ab 1628 bei Gerard Seghers in Antwerpen. Nach acht Lehrjahren eröffnete er sein eigenes Atelier und arbeitete mit verschiedenen anderen Künstlern zusammen, wie Paul de Vos, Jan Fyt, Jan van den Hoecke, Frans Snyders und Adriaen van Utrecht. Des Weiteren schuf er gemeinsam mit Peter Paul Rubens eine Reihe von mythologischen Gemälden, die Philipp IV. von Spanien für den Turm von La Parada in Auftrag gab. Zwischen 1641 und 1647 stand er im Dienst von Friedrich Heinrich von Oranien-Nassau und anschließend dessen Witwe Amélie von Solms-Braunfels, die ihn mit der Ausschmückung des Oranjezaals, dem Hauptsaal des Huis ten Bosch in Den Haag, beauftragte.