Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

09. März 2022

0012

Jan van Kessel der Ältere

(Antwerpen 1626 - 1678 Antwerpen)

„Signatur van Kessels, gebildet aus Tieren“
1650er Jahre
Öl auf Holz
14 x 19 cm
Rückseitig Ausstellungsetikett P. de Boer/ Galerie Sanct Lucas (Nr. 110)
Rückseitig Ausstellungsetikett Kunsthandel de Boer 1934 (Nr. 299)

Provenienz

Jacques Goudstikker, Amsterdam, ca. 1926-33 (als Jan van Kessel);
Kunsthandel de Boer, Amsterdam/ Galerie Sanct Lucas, Wien, 1934/35 (als Jan van Kessel);
Versteigerung Christie's, London, 27. Juni 1975, Lot 65;
Versteigerung Christie's London, 8. Dezember 2017, Lot 197 (als „After Jan van Kessel the Elder”);
österreichische Privatsammlung

Ausstellung

Amsterdam, Goudstikker, Het Stilleven, 1933, Nr. 180
Amsterdam, Kunsthandel De Boer, Jongere Brueghels, Februar-April 1934, Nr. 299
Wien, Palais Pallavicini, organisiert von Kunsthandel de Boer und Galerie Sanct Lucas, Die jüngeren Brueghel und ihr Kreis, März-April 1935, Nr. 110

Literatur

Catalogue de la Collection Goudstikker, XXX, 1926, Nr. 80

Kurz-Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen, 7. November 2018, als Werk Jan van Kessels d. Ä., liegt bei.

Schätzpreis: € 70.000 - 140.000
Ergebnis: € 128.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

In der aus Raupen und Schlangen gebildeten Signatur „Jan van Kessel“ macht ein Maler seinen Namenszug zur alleinigen Bildaussage, die er allerdings mit anderen weiterführenden Inhalten in ihrer Bedeutsamkeit ausweitet. Diese skurrilen, im Detail exakt und naturgetreu richtig gemalten, aus Lebewesen bestehenden Signaturen sind in Wirklichkeit ‚Kopfgeburten‘. Eine Idee wird mit den Methoden der Malerei umgesetzt. Doch auch deren Wahrheiten werden der angestrebten Wirkung wegen gebeugt: Größenverhältnisse werden in den gegenüber den Raupen viel zu kleinen Schlangenkörpern auf den Kopf gestellt. Allerdings werden die dargestellten Objekte durch das imaginäre Licht geeint, das von oben links zu kommen scheint, was durch den Schatten der Tiere eindeutig ist. Hier ‚spielt‘ der Maler Jan van Kessel mit der Wirklichkeit, indem er zwischen zu denkendem Raum und der Realität des gemalten Bildes hin und her springt, um den Betrachter in Verwirrung zurückzulassen, oder ganz nach Temperament, schmunzelnd mitzunehmen. In der Zeit zwischen 1653 und 1661 malt er Insekten und Käfer vor hellem Grund in einem nicht fassbaren Raum ohne Begrenzung, der dennoch als Hintergrund dem von links oben einfallenden Licht als heller Resonanzboden für zart angedeutete dunkle Schatten dient. (vgl. Gutachten Dr. Klaus Ertz)
Ein weiteres Gemälde dieser Art ist 1657 datiert (Öl auf Kupfer, 15 x 20 cm, vgl. Jan van Kessel der Ältere, der Jüngere, der ‚Andere‘, Kritischer Katalog der Gemälde, Flämische Meister im Umkreis der großen Meister, Band 8, Lingen 2012, Kat. 450, Ft. 23). Des Weiteren ist eine Serie von 17 Gemälden, 16 Gemälde (14,3 x19 cm) positioniert um ein Mittelbild (38,5 x 55,5 cm), in der Oak Spring Garden Foundation, Virginia, dokumentiert, welche Insekten und Kriechtiere zeigt. Eines der 16 Randbilder stellt ebenfalls die aus Raupen und Schlangen gebildete Signatur Jan van Kessels dar (vgl. Ertz/Nitze-Ertz 2012, Kat. 330-346).