Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

09. März 2022

3060

Rudolf Polanszky*

(Wien 1951)

„o.T. (Sprungfedernbild)“
1984
Öl auf Leinwand; gerahmt
155 x 146 cm
Rückseitig signiert und datiert: Polanszky 84

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 30.000 - 60.000
Ergebnis: € 59.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Seit Mitte der 1970er-Jahre schafft der österreichische Ausnahmekünstler Rudolf Polanszky, der Dieter Roth und Franz West zu seinen künstlerischen Wegbegleitern zählt, ein vielschichtiges Œuvre, das von konzeptuellen Film-, Video- und Fotoarbeiten über Zeichnung und Malerei bis zu skulpturalen Objekten und Assemblagen reicht. Sein Werk ist geprägt durch die beabsichtigte und durchaus methodische Einbindung des Zufälligen. Das kann sich in der Verwendung von Materialien zeigen, die Gebrauchsspuren aufweisen, wie auch im Einbringen von spontanen Gesten oder unkontrollierbaren Vorgängen. Es entsteht eine spannende Wechselwirkung zwischen Materialien und Strukturen

„Ich habe eine andere Methode, die den Einfluss der bewussten Vorstellung ausschaltet. Das Bewusstsein scheint eine ganz dünne Schicht zu sein. Die meisten glauben, dass ist das Sein, aber das stimmt überhaupt nicht. Das ist eine täuschende Annahme. Ich beschäftige mich mit Abstraktionen, die mit Räumen und Strukturen zu tun haben. Das sind ganz ideenhafte Sachen, die nicht mehr darstellbar sind.“ (https://gagosian.com/news/2020/06/29/rudolf-polanszky-translinear-structures-ka21cast-your-art-video/, zugegriffen am 27.10.2021)

In den frühen 1980ern entstehen die sogenannten „Sprungfederbilder“. In einer speziell angefertigten Sitzvorrichtung hüpft der Künstler mit dem in Farbe getauchten Pinsel vor einer Leinwand oder den mit Papier bespannten Atelierwänden entlang und hinterlässt dort spontan gesetzte Spuren, die die Dynamik des Bewegungsablaufes seismografisch aufzeichnen. Nebenstehendes Bild gehört zu dieser Serie. Ein dichtgewebtes Netz aus in Farbe gebannten Bewegungsabläufen verdichtet sich hier zu einer roten Farbwolke. Vereinzelt leuchten weiße Schlieren wie Irrlichter auf. Der gesamte Bildraum ist erfüllt von der Dynamik des Entstehungsvorgangs und vermittelt gleichzeitig ein pulsierendes Raumgefühl, in dem Nah und Fern, Licht- und Schattenzonen stets bereit sind die Positionen zu tauschen. Dabei geht es Rudolf Polanszky nie um eine konstruierte, vornherein festgelegte Ästhetik. Das Prinzip des Zufälligen bleibt im Laufe seiner künstlerischen Entwicklung eine Konstante, die er immer wieder aufgreift.

Der Künstler, dessen Bilder in den letzten Jahren immer mehr gefragt werden, was sich auch an der Preisentwicklung klar ablesen lässt, hat mittlerweile den Sprung in die internationale Kunstwelt geschafft. Seit 2019 wird er zusammen mit Franz West von der renommierten Gagosian Gallery vertreten. Zuletzt wurden seine Arbeiten in der Fondazione Morra Greco in Neapel, in der Secession in Wien, in der Dominikanerkirche in Krems und bei Gagosian 2020 in New York und 2021 in Paris in großen Personalen gezeigt.

(Sophie Cieslar)