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Auktion: Zeitgenössische Kunst

09. März 2022

Objektübersicht
Objekt

3001

Markus Prachensky*

(Innsbruck 1932 - 2011 Wien)

„Rot und grün - Berlin“
1966
Öl auf Leinwand; gerahmt
150 x 100 cm
Signiert und datiert rechts unten: Prachensky 66
Rückseitig signiert, datiert und bezeichnet: Markus Prachensky 1966, "rot und grün - Berlin 1966"
Rückseitig nummeriert: 1

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 59.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Markus Prachensky ist ab 1956 neben Arnulf Rainer, Josef Mikl und Wolfgang Hollegha Mitglied der „Gruppe St. Stephan“. Die künstlerischen Anfänge stehen ganz im Zeichen des Abstrakt-Geometrischen, bevor er zunächst durch freie Zeichnungen versucht, die konstruktiven Kompositionen aufzulösen. 1957 kommt er bei einem Paris-Aufenthalt mit Georges Mathieu und der Malerei des Tachismus sowie mit Pierre Soulages und Yves Klein in Berührung. Die endgültige Loslösung vom Gegenständlichen erfolgt mit der öffentlichen Malaktion „Peinture liquide“ im Theater am Fleischmarkt 1959. Hier geht es dem Künstler um die totale Freisetzung der Farbe, die über den oberen Bildrand von riesigen Leinwänden gegossen, einen Vorhang von Farbrinnsalen bildet. Erstmals taucht hier dominierend die Farbe Rot auf, die bestimmend für das folgende Werk wird: „Es ist die wichtigste Farbe, sozusagen mein Leben. Rot – das ist Feuer, Liebe… Es gibt kein Bild ohne Rot. Dann finde ich keinen Zugang. Auf Rot baue ich auf.“ (Markus Prachensky, Klaus Albrecht Schröder, Antonia Hoerschelmann (Hg.), Markus Prachensky. Eine Hommage, Ausstellungskatalog, Albertina, Wien 2017, S. 42) So ist Rot auch das bestimmende Element in den Bildern der „Berlin“-Serie.

Bereits ab Mitte der 1950er Jahre beginnt Markus Prachensky seine Werkzyklen nach ihrem Entstehungsort zu benennen (Berlin, Wiesbaden, Aschaffenburg), wobei es sich aber relativ objektneutral lediglich um einen Hinweis auf den jeweiligen Arbeitsort handelt. Erst später bezeichnen die Namen der Serien Plätze der Inspiration, denen der Künstler auf seinen zahlreichen Reisen begegnet, oft in Kombination mit Musikstücken, die ihn beim Malen begleiten. 1966 ist ein sehr bewegtes Jahr. Markus Prachensky lebt und arbeitet abwechselnd in Stuttgart, Wien und Berlin, wo er mehrere Ausstellungen hat. Den Sommer verbringt er auf dem Rechberg und malt im Atelier seines Künstlerkollegen Wolfgang Hollegha. Ein Jahr darauf wird er für einige Zeit in die USA, nach Kalifornien, ziehen.

Schon in der vorangegangenen Serie „Solitude“, benannt nach dem Stuttgarter Schloss in dem sie entstanden ist, kombiniert Markus Prachensky intensive Farbflächen in Grün, Lila und Orange mit roten, teils skripturalen Elementen und einem weiß gelassenen Bildgrund. In „Berlin“ sind es Rundformen, Bögen, Kreise und Ellipsen, die wie einen Abrieb zarte rosa Spuren auf dem Weiß der unteren Bildhälfte hinterlassen haben und sich gegen die dichte, deckend gemalte Farbfläche darüber stemmen. Anhand der hellen Schlieren, kann man den Weg der roten Elemente nachvollziehen, den sie genommen haben, bevor sie die abgebildete Position eingenommen haben. Hier bringt Markus Prachensky das Element der Beweglichkeit, Raum und Zeit ins Spiel. Die im ersten Moment empfundene Statik der Komposition löst sich bei näherer Betrachtung auf. Bewusst gesetzte Farbspritzer verstärken dieses Empfinden noch. Die runden, weiblich-weichen Formen tauchen auch in der „Rechberg“-Serie auf und begleiten den Künstler nach Los Angeles, bevor er dann Anfang der 1970er Jahre dem spontanen Pinselstrich wieder freien Lauf lässt. Aufbauend auf frühen Serien wie „Berlin“ kann Markus Prachensky die Beziehungen der unterschiedlichen Farben zueinander und gleichzeitig das Spannungsverhältnis zwischen bewegten und statischen Formen untersuchen. Das Pendeln zwischen diesen scheinbar gegensätzlichen Polen ist es auch, was diese Serie auszeichnet.

(Sophie Cieslar)