2028
Anton Faistauer
(St. Martin bei Lofer 1887 - 1930 Wien)
„Landschaft mit Steinernem Meer“
1910
Öl auf Leinwand auf Karton
40,5 x 60 cm
Monogrammiert und schlecht leserlich datiert rechts oben: A. F. 1910
Provenienz
Privatbesitz, Salzburg
Literatur
Franz Fuhrmann, Anton Faistauer 1887-1930, mit einem Werkverzeichnis der Gemälde, Salzburg 1972, WV-Nr. 22, s/w-Abb. (dort 1910 datiert);
Anton Faistauer 1887-1930, Katalog zur Sonderausstellung des Salzburger Museums Carolino Augusteum, 11. Februar bis 22. Mai 2005, Kat.-Nr. 38, Abb. S. 267 (dort 1916 datiert)
Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Meistbot: € 26.000
Auktion ist beendet.
Anton Faistauer gehört zu jenen Künstlern, die früh ihren künstlerischen Weg finden und schon während der Studienjahre auf beachtliche Erfolge verweisen können. Gemeinsam mit Egon Schiele, Anton Peschka, Robin Christian Andersen, Franz Wiegele, Hans Böhler und anderen gründet er 1909 die „Neukunst-Gruppe“, die aus Protest gegen den konservativen Kunstbetrieb die Akademie verlässt. Im Dezember 1909 ist die erste Ausstellung der von Faistauer und Schiele angeführten Gruppe der jungen Avantgarde in der Galerie Pisko am Schwarzenbergplatz zu sehen. Weitere Ausstellungen der Neukunst-Gruppe folgen 1910 in Prag und 1911 in Wien im Rahmen der für die Moderne bahnbrechenden Frühjahrsausstellung des Hagenbundes. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wird sich Faistauer ein gutes Netzwerk mit wichtigen Sammlern und Kunstfreunden aufbauen.
Nach der Abkehr von der Flächenkunst des Jugendstils findet Anton Faistauer in Auseinandersetzung mit Paul Cézanne, der für viele Maler impulsgebenden künstlerischen Vaterfigur der französischen Moderne, seine eigene künstlerische Sprache. Ähnlich wie Cézanne geht es Faistauer um die der Natur zugrunde liegende Struktur und ein malerisches Ordnungsprinzip, das jenem der Natur entspricht. Die Rezeption Cézannes legitimiert eine von der reinen Funktion der Abbildung befreite Bildtektonik, bei der die Farbe zum elementaren Gestaltungsmittel und zum Stimmungsträger avanciert. Dieses künstlerische Streben spiegelt sich bereits im vorliegenden frühen Landschaftsbild wider, in dem der Gebirgszug des Steinernen Meeres in eine von links nach rechts durchlaufende und über die Bildgrenze imaginär weiterführende blaue Farbbahn transformiert erscheint. Die subtil aufeinander abgestimmten Farbtöne des dargestellten Landschaftsausschnitts stellen eine bildautonome Harmonie dar, die über die bloße Wiedergabe der Realität hinausgeht. Ausgangspunkt dieser von der Farbe getragenen Bildauffassung ist die Vorstellung, dass es nicht Aufgabe des Malers sein könne, die Natur "abzumalen", vielmehr soll diese malerisch verwandelt werden und ganz im Sinne Cézannes eine "Natur neben der Natur" erfahrbar machen.
(Claudia Mörth-Gasser)