Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

08. Juli 2021, 14:00 Uhr

2045

Anton Mahringer*

(Neuhausen 1902 - 1974 St. Georgen/Gailtal)

„Winterlicher Dobratsch“
1958
Öl auf Leinwand
70 x 76 cm
Monogrammiert rechts unten: AM 58
Etikett Württembergischer Kunstverein Stuttgart verso am Keilrahmen

Provenienz

Atelier Anton Mahringer, St. Georgen;
deutsche Privatsammlung

Literatur

Gerbert Frodl und Elisabeth Brandstötter (Hg.), Anton Mahringer, Salzburg 2004, WVAM 763, Abb. S. 338

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Meistbot: € 32.000
Auktion ist beendet.

Im Jahr 1932 wurde das Gailtal in Kärnten für den Künstler Anton Mahringer, der aus Stuttgart kam, zum ständigen Wohnort, wo er mit seiner Malerei in den nächsten Jahrzehnten das Schaffen des Nötscher Kreises bereicherte und sich zu einem der bedeutendsten Landschaftsmalern des 20. Jahrhunderts in Österreich entwickelte.
Beeindruckt von der Landschaft der Gegend waren es wenige ausgewählte Orte in der Umgebung, die er immer wieder zu unterschiedlichsten Stimmungen des Tages sowie im Wechsel der Jahreszeiten auf Papier, Leinwand oder Holztafeln brachte. Die Silhouetten des Dobratsch und der Karnischen Alpen mit dem nahen Oisternig in Verbindung mit dem für das Gailtal so typischen, südlichen Licht, die Dörfer Labientschach und St. Georgen oder auch die Obstgärten in der Umgebung seines Wohnhauses boten einen unendlichen Fundus an Bildthemen für den Künstler.
Seine Ansichten gehen stets von der gesehenen Realität aus. Wesentlich dabei ist jedoch die subjektive Wahrnehmung des Künstlers. Die wiederholte Abbildung eines Landschaftsmotivs, wie des massiven Felsstocks Dobratsch, stellt der Künstler, auch wenn es aus der gleichen Perspektive gemalt wurde, immer wieder anders dar. Für die unterschiedlichen Darstellungen ausschlaggebend sind äußere Faktoren wie Lichtstimmung, Tageszeit oder Witterung, aber auch die Atmosphäre der Situation, die innere Verfassung und die generelle Gemütslage des Künstlers.
In seinen früheren Arbeiten hielt sich Mahringer noch stärker an das Abbild der Natur. Später vereinfachte der Künstler in seinen Landschaften die Komposition durch den Einsatz von größeren Flächen und Linien. Das Gemälde „Winterlicher Dobratsch“ ist ein schönes Beispiel dafür. Mahringers Malstil zeichnet sich durch eine große Ruhe und harmonische Ausgewogenheit von Fläche und Strich aus. Der Farbauftrag ist fein, die Ölfarbe wirkt leichthändig aufgetragen. Der Künstler überträgt die Eigenschaften der Aquarellmalerei, wie das Ineinanderfließen der Farben, den dünnen Farbauftrag oder die Spontaneität, auf das Ölbild. Die eingesetzten Farben sind gekonnt aufeinander abgestimmt. Der Vordergrund des Bildes zeigt einen weitgehend freien, verschneiten Landschaftszug, lediglich strukturiert von vereinzelten winterlichen Bäumen. Vor dem großen Bergmassiv sind kaum wahrnehmbar in die Natur eingebettet Häuser oder Kirchtürme. Hier verzichtet der Künstler auf eine detailgetreue Darstellung. Dahinter erhebt sich der mächtige Dobratsch in einem schönen Farbklang, der im Himmel seine Fortsetzung findet.
(Sophie Höfer)