Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

17. Dezember 2020, 17:00 Uhr

1655

Josef Mikl*

(Wien 1929 - 2008 Wien)

„Blau-rote Ebene“
1983-86
Öl auf Leinwand; ungerahmt
145 x 95 cm
Signiert und datiert rechts unten: Mikl 83-86
Rückseitig bezeichnet und datiert: Blau-rote Ebene 83-86

Provenienz

Privatbesitz, Steiermark

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 46.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Josef Mikls Malerei lässt sich in keine der klassischen Kunstströmungen in Österreich nach 1945 einordnen. Er fand seinen ganz eigenen Weg in die Abstraktion ohne die Gegenständlichkeit je ganz zu verlassen, wenn das auch auf den ersten Blick nicht immer leicht zu erkennen ist. Seinen Ausgangspunkt bildete stets die menschliche Figur oder ein Objekt: Was in seinen Zeichnungen noch gut nachvollziehbar ist, ist in der Malerei meist nur mehr schwer zu entschlüsseln. Doch verweisen die Titel vieler Bilder auf deren Herkunft aus dem Gegenständlichen. Stets haben sie ein Oben und Unten, Rechts und Links. „Mikl ist kein Imitator von Natur, noch weniger ihr Kopist; er übersetzt sie, transportiert sie, erlaubt sich dabei die Freiheit seiner eigenen Schöpfung und überschreitet das Interpretative, Hermeneutische.“ (Josef Mikl im Gespräch mit Maria Rennhofer, in: Josef Mikl. Retrospektiv 1947 - 2003, Ausstellungskatalog, Kunsthalle Krems, Krems 2004/2005, S. 9 f.)

Josef Mikl gehört zu jenen Künstlern, die ohne Vorzeichnung spontan auf der Leinwand arbeiten: „Der Zufall als Stimulanz des schöpferischen Potentials wird auf souveräne Weise bejaht“ kommentiert der Kunsthistoriker Artur Rosenauer Mikls Arbeitsweise (Artur Rosenauer, Zum Verhältnis zwischen Malerei und Zeichnung, in: Josef Mikl. Retrospektiv 1947 - 2003, Ausstellungskatalog, Kunsthalle Krems, Krems 2004/2005, S. 143)
Handelt es sich dabei um große Formate, legt er sie auf den Boden, damit er alle Stellen gut erreichen und die Leinwand von allen Seiten bearbeiten kann. Mikl ist ein intellektueller Künstler, seine Werke sind wohldurchdachte Produkte intensiver Planung. Hat er einmal begonnen, arbeitet er jedoch rasch - die kraftvollen, schnellen Pinselstriche haben zur Folge, dass seine Bilder von großer Energie und Spannung geprägt sind. Die für Mikl charakteristischen, intensiven Gelb-, Orange-, und Rottöne verstärken diesen Effekt, manchmal wird ihnen ein irritierendes Blau entgegensetzt und immer wieder erscheinen schwarze Konturen von Körpern, die nicht ausgeführt und doch anwesend sind. „Für Mikl bildet das Wechselspiel zwischen dem Spontan-Unbewussten seiner Begabung und dem Eingreifen des kritischen Kunstverstandes einen Grundzug des Schaffens. Ein Wechselspiel, das in Wirklichkeit aber eine Einheit bildet: die freie Entfaltung des Intuitiven in der souveränen Beherrschung des Handwerklichen, kontrolliert durch ein sensibles und unbestechliches Auge.“ (Artur Rosenauer, Einführung, in: Josef Mikl (Hrsg), Katalog Josef Mikl, Arbeiten 1980 – 87, Wien 1988)

(Ina Waldstein)