Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

17. Dezember 2020, 14:00 Uhr

1313

Gustav Klimt

(Wien 1862 - 1918 Wien)

„Studie für das Bildnis Mäda Primavesi sitzend“
1912-13
Bleistift auf Papier
55,9 x 36,7 cm

Provenienz

Felix Landau Gallery, Los Angeles;
Privatsammlung, Los Angeles;
Hauswedell & Nolte Hamburg, 11.12.2014, Nr. 9;
Privatbesitz

Ausstellung

1970 Darmstadt, Mathildenhöhe, 3. Internationale der Zeichnung, 15.08.-11.11.1970

Literatur

3. Internationale der Zeichnung: Triumph des Genies. Gustav Klimt und Henri Matisse, Ausstellungskatalog, Mathildenhöhe, Darmstadt 1970, Kat.-Nr. 137 (Abb);
Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen 1904-1912, Bd. II, Salzburg 1982, WV-Nr. 2117a, S. 276, Abb. S. 277;
Marian Bisanz-Prakken, Gustav Klimt. 14 Drawings, Wienerroither & Kohlbacher (Hg.), W&K Edition, Wien 2015, S. 33 (Abb.);
Marian Bisanz-Prakken, Gustav Klimt. Drawings, Wienerroither & Kohlbacher (Hg.), W&K Edition, Wien 2018, Kat.-Nr. 35 (Abb.)

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 45.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Mäda Primavesi war die Tochter des Bankiers Otto Primavesi, einer der wichtigsten Förderer der Wiener Werkstätte, und dessen Gattin Eugenia. Gustav Klimt, der mit der Familie befreundet war, malte kurz nacheinander die Bildnisse der neun- bis zehnjährigen Mäda und deren Mutter Eugenia. Das Bildnis Mäda Primavesi, Klimts einziger offizieller Auftrag für ein Kinderbildnis, wurde kurz vor Weihnachten 1913 vollendet. In einem kurzen weißen Kleid posiert das mit gegrätschten Beinen stehende Mädchen vor einer bunten Fantasielandschaft.
Wie in den Studien seiner erwachsenen Auftraggeberinnen versucht Klimt in zahlreichen Blättern, dem Wesen seines jungen Modells auf den Grund zu gehen, wobei er der kindlichen Beweglichkeit offensichtlich Rechnung trug. In zahlreichen Stellungen hielt Klimt die in bequemer Kleidung posierende Mäda in ihrer ganzen Natürlichkeit fest: sitzend mit locker herunterhängenden Beinen, von vorne und seitwärts, oder stehend, die Hände an der Hüfte oder herbhängend. Mit spontanen, knappen Strichen seines Bleistifts registriert Klimt die wechselnden Gesichtsausdrücke des lebenslustigen Kindes.
In dieser Studie halten die streng frontale Stellung des leicht hinaufblickenden Mädchens und die lockeren Striche, mit denen er die schulterlangen Haare, das hinaufgekrämpelte Kleid, die ineinandergelegten Hände und die herunterbaumelnden Beine treffend charakterisiert, einander die Waage. Eigenwillige, geometrische Akzente innerhalb der Bekleidung - zwei kräftige senkrechte Linien und ein Querstrich - verankern die Sitzende in der Fläche und führen mit den lebhaft strukturierten Stoffen einen spannungsvollen Dialog. Ausführlicher als in den anderen Studien widmet Klimt sich hier der Polsterkulisse, die eine Landschaft evoziert und so vielleicht schon auf die endgültige Lösung im Gemälde vorausweist.
(Marian Bisanz-Prakken, 2015)