Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

17. Dezember 2020, 14:00 Uhr

1343

Ernst Ludwig Kirchner

(Aschaffenburg 1880 - 1938 Frauenkirch bei Davos)

„Fehmarnküste mit Leuchtturm“
um 1912
Bleistift auf Papier
29,5 x 47,4 cm
Rückseitig mit dem Nachlass-Stempel und der Bezeichnung "B Be/Aa66" in Tinte sowie den Nummern "K 2337" und "C 5060" in Tinte und in Bleistift und der Nummer "1962" in Bleistift

Provenienz

Kirchner-Nachlass (Davos 1938, Kunstmuseum Basel 1946, Stuttgarter Kunstkabinett Roman Norbert Ketterer 1954);
Schweizer Privatsammlung

Schätzpreis: € 15.000 - 25.000
Ergebnis: € 23.040 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

1908 besuchte Kirchner erstmals die Ostsee-Insel Fehmarn. Während seiner Zeit in Berlin entwickelte sich diese schnell zu seiner liebsten Urlaubsdestination, welche für ihn gleichzeitig ein Zufluchtsort vom hektischen, städtischen Leben in Dresden und Berlin darstellte. Fasziniert von der unberührten Natur schätzte Kirchner Fehmarn als seinen idyllischen Gegenpol zur Stadt.

Kirchners Motiv des selbsternannten Paradieses auf der Insel Fehmarn findet in allen Techniken seines Oeuvres Verwendung, vorwiegend taucht es jedoch in seinen Zeichnungen auf. Besonders gut zum Ausdruck bringen diese seine Suche nach einer usprünglichen Einheit von Mensch und Natur. Kirchner lebt auf der Insel im Grunde genommen frei von sozialen Zwängen, fast in Ekstase und stets bewaffnet mit Bleistift, Kohlestift und Pinsel. Schließlich entsteht aus dieser Glückseligkeit und Euphorie eine neue stilistische Formensprache.

Zwischen 1908 und 1914 verbringt Ernst Ludwig Kirchner vier seiner Sommer auf der Insel Fehmarn - in dieser Zeitspanne sind insgesamt neun Monate intensivstes, künstlerisches Schaffen zu verzeichnen.
Währenddessen stellte für ihn die Nacktheit in der freien Natur eine neue sinnliche Erfahrung da, die repräsentativ für den Bruch mit Konventionen, Prüderie und Doppelmoral stand.

Infolge der Auflösung der Künstlervereinigung "Brücke" sowie kurz vor seinem zweiten Besuch auf der Insel Fehmarn übersiedelte Kirchner von Dresden nach Berlin. Dort lernte er Erna Schilling kennen, die ihn schließlich mit auf die Insel begleitete und später "die Frau seines Lebens" werden sollte.