Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

15. Dezember 2020, 17:00 Uhr

0257

Ferdinand Georg Waldmüller

(Wien 1793 - 1865 Helmstreitmühle bei Mödling)

„"Zwey Tiroler auf einer Berghöhe ausruhend"“
1829
Öl auf Holz
42 x 34 cm
Signiert und datiert am rechten Rand unten: Waldmüller / 1829
Rückseitig auf Etikett nummeriert: 257

Provenienz

spätestens seit 1848 als kaiserlicher Besitz in der k. k. Gemälde-Gallerie im Belvedere, Wien;
ab 1891 befand sich das Gemälde im Kunsthistorischen Hofmuseum, Wien;
1921 wurde das Bild per Erlass des Unterrichtsamtes von der Österreichischen Galerie übernommen und
1924 im Tausch an den Kunstverlag Wolfrum abgegeben;
Sammlung Windisch-Graetz (laut Feuchtmüller);
Sammlung Ludwig Wodicka (1886-1957), Wien;
Ende 1938 wurde das Gemälde von den Nationalsozialisten in Wien beschlagnahmt;
1939 Sonderauftrag Linz (Projekt "Führermuseum", Linz-Nr. 257)
1945 Central Collecting Point der Alliierten, München (reg. 15.10.1945, Mü.-Nr. 9726);
10.6.1949, Übergabe des Gemäldes an die BRD;
1.6.1951, Übergabe an das Österreichische Generalkonsulat in München; Einlagerung im Depot Salzburg/Residenz;
18.2.1952, Restitution durch das Bundesdenkmalamt Wien an Ludwig Wodicka;
Sammlung Dr. Karl Ruhmann (1897-1972), Wien;
1987 Kunsthandlung Martin Suppan, Wien;
vor ca. 10 Jahren im Wiener Kunsthandel erstanden;
seither österreichischer Privatbesitz

Ausstellung

1830 Wien, Akademie Ausstellung, Nr. 199;
1865 Wien, Österreichischer Kunstverein, Nr. 11 („Der Morgentrunk im Gebirge“);
1898 Wien, Künstlerhaus, Jubiläums-Kunst-Ausstellung, Nr. 87;

Literatur

Die moderne Schule der k. k. Gemälde-Gallerie im Belvedere zu Wien, 1848, S. 21;
Arthur Roessler/Gustav Pisko, Ferdinand Georg Waldmüller. Sein Leben, sein Werk und seine Schriften, Wien o.J. (1908), Nr. 40 (SW-Abb.) "Zwei Tiroler Jäger (Passeier)";
Friedrich Boetticher, Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Bd. II/2. Hälfte, Dresden 1901, S. 969, Nr. 87 "Zwei Tiroler-Jäger (Passeyer)";
Bruno Grimschitz, Ferdinand Georg Waldmüller, Salzburg 1957, S. 298 Nr. 244 (SW-Abb.);
Rupert Feuchtmüller, Ferdinand Georg Waldmüller. 1793-1865. Leben, Schriften, Werke, Wien/München 1996, S. 444, WV-Nr. 267 (SW-Abb.)

Schätzpreis: € 250.000 - 450.000
Auktion ist beendet.

Ferdinand Georg Waldmüller zählt zu den bedeutendsten Malern des frühen 19. Jahrhunderts in Österreich. Seine Werke gehören zu den Höhepunkten der frühen Landschaft-, Porträt- und Genremalerei. Er akzeptierte nur die Wirklichkeit als Lehrmeisterin, und setzte somit neue Maßstäbe, die er mit Leidenschaft vertrat. Vor allem das malerische Erfassen des natürlichen Sonnenlichtes war ihm ein Anliegen. Dies war jedoch nur in der freien Natur möglich. Waldmüller war einer der ersten, der sein Atelier verließ, um im Freien die Wechselwirkung von Sonne und Schatten zu studieren. Aber auch in der Darstellung von Figuren, setzte er hohe Ansprüche an sich. Gesichtsausdrücke mit unterschiedlichen emotionalen Regungen erfasste er akribisch und oft schonungslos.

1829, das Entstehungsjahr unseres Gemäldes, brachte für Waldmüller, der sich als Künstler bereits etabliert und einen Namen gemacht hat, viel Neues. Er wurde Kustos der Gemäldegalerie und es erfolgte seine Berufung als Professor an die Wiener Akademie. Auch künstlerisch war er sehr produktiv, neben zahlreichen Porträts, malte er im selben Jahr auch das Bildnis „Ein Tyroler Schütze“. Feuchtmüller vermutet, dass der Künstler die Schützen in Wien gesehen hat, da ein Aufenthalt in Tirol erst für 1830 überliefert ist. Beide Bilder, vorliegendes und jenes des Tiroler Schützen, stellte er 1830 in der Kunstausstellung in St. Anna aus. (Vgl. Feuchtmüller, 1996, S. 57)

„Zwey Tiroler auf einer Berghöhe ausruhend“ oder auch „Der Morgentrunk im Gebirge“ zeigt zwei Jäger, die einen Hasen und eine Gams erlegt haben. Beide Männer tragen die typische Tracht der Tiroler Schützen, mit knielanger Lederhose und breitem Ledergurt, brauner Jacke, rotem Leibl und breitkrempigen Hut. Der stehende Jäger reicht dem sich auf einem Felsen ausruhenden, den „Morgentrunk“. Hinterfangen wird die Szenerie vom aus dem Tal aufsteigenden Nebel, dahinter sind schroffe, schneebedeckte Berggipfel erkennbar. In altmeisterlicher Feinmalerei schildert Waldmüller den Moment nach erfolgreicher Jagd. Jedes Detail verstand er genau festzuhalten und zeigt sein meisterhaftes Können in der Darstellung der unterschiedlichen Stofflichkeiten. So erscheint das weiche Fell der Tiere trügerisch echt, die Gesichtszüge der Männer sind individuell gestaltet und perfekte Porträtstudien. Darüber hinaus überzeugt das Werk durch seine brillante Farbgebung und macht es zu einem frühen Meisterwerk im Oeuvre Waldmüllers. (MS)