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Auktion: Alte Meister

15. Dezember 2020, 15:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

0001

Albrecht Dürer Nachfolger

(Nürnberg 1471 - 1528 Nürnberg)

„Der heilige Hieronymus im Gehäuse“
um 1600
Öl auf Leinwand
125,5 x 106,5 cm

Provenienz

deutsche Sammlung

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Meistbot: € 11.000
Auktion ist beendet.

Der heilige Hieronymus, einer der vier lateinischen Kirchenväter und Übersetzer der Bibel, bildet ein häufiges und beliebtes Bildmotiv, wobei sich für seine Darstellung als Einzelfigur zwei grundlegende Typen entwickelten: Zum einen der Typus als Eremit, zum anderen der hier gewählte als Gelehrter in seiner Studierstube, der seinen Ursprung in mittelalterlichen Autorenbildern und Kirchenväterzyklen hat. Weite Verbreitung fand diese Darstellungsform in der Renaissance, als Hieronymus im Zuge des Humanismus vor allem als Gelehrter verehrt wurde.
Wie für den Typus des Gelehrtenbildnisses gebräuchlich, wird der Heilige als älterer, bärtiger Mann in einer Stube wiedergegeben. Umgeben von Büchern, Schriften und Schreibutensilien, die auf seine Bildung und Wissen verweisen, sitzt der Heilige an seinem Pult. Die erloschene Kerze sowie der Totenschädel auf dem Fensterbrett mahnen an die Vergänglichkeit. Besonders prominent am vorderen Bildrand kommt in diesem Gemälde der zahme Löwe, als eines der wichtigsten Attribute des Heiligen, zur Geltung. Er hebt die Legende in den Vordergrund, wonach Hieronymus einen verletzten Löwen pflegte und dieser ihm danach als treuer Gefährte zur Seite stand.

Die vorliegende Komposition basiert auf einer 1514 geschaffenen Radierung Albrecht Dürers (Abb. 1). Aufgrund der malerischen Qualität des Gemäldes wird eine Entstehung im Rahmen der sogenannten Dürer-Renaissance von ca. 1570 bis 1630 angenommen. In dieser Zeit erlebte die Kunst des zum Ideal erhobenen Dürers und seiner Zeitgenossen eine zweite Blüte. Künstler wie beispielsweise Hans Hoffmann schufen, besonders für den Prager Hof Rudolfs II., so hoch qualitative Wiederholungen oder Interpretationen, dass sie zum Teil bis ins 20. Jahrhundert als eigenhändige Werke des Meisters selbst galten.
Ein vergleichbares Gemälde mit dem "Hl. Hieronymus in der Zelle" in der Gemäldegalerie Kassel wird ebenfalls Ende des 16. Jahrhunderts datiert (Öl auf Holz. 65 x 50 cm, Inv.-Nr. GK 990, vgl. Bernhard Schnackenburg, Gemäldegalerie Alte Meister. Gesamtkatalog, Mainz 1996, S. 108, Tafel 253).