1284
Anton Faistauer
(St. Martin bei Lofer 1887 - 1930 Wien)
„Bildnis eines Herrn in Uniform (Komm.-Rat. Höller)“
1920
Öl auf Leinwand
81 x 65 cm
Signiert und datiert links mittig: A Faistauer / 1920
Provenienz
vom Großvater des jetzigen Eigentümers direkt beim Künstler erworben, Privatbesitz Deutschland
Literatur
Franz Fuhrmann, Anton Faistauer 1887-1930, mit einem Werkverzeichnis der Gemälde, Salzburg 1972, WV-Nr. 218, S. 145 (s/w-Abb., Maße dort: 85 x 75 cm)
Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Meistbot: € 32.000
Auktion ist beendet.
Zwei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden ist vorliegendes Bildnis des Karl Höller in k.u.k. Militäruniform. Die drei Sterne am Kragen lassen auf einen höheren Dienstgrad schließen, die Orden auf im Krieg erworbene Verdienste. Höller stammt aus einer angesehenen Salzburger Familie, sein Vater war Gemeinderat und Namensgeber für die Karl-Höller-Straße in Salzburg – Riedenburg. Der gleichnamige Sohn war Unternehmer, Gesellschafter der Steiner Eisenwerke, Präsident der Handelskammer für Salzburg und kommissarischer Zunftmeister der Chemischen Zunft.
Anton Faistauer, der nach Kriegsende 1919, nach dem Tod seiner ersten Frau Ida, der Schwester des Künstlerkollegen Robin Christian Andersen, nach Salzburg übersiedelt war, gründet dort mit Felix Albrecht Harta gemeinsam die Künstlervereinigung „Der Wassermann“. Wie die Wiener Neukunstgruppe um Egon Schiele, der sich Faistauer und Andersen 1909 ebenfalls angeschlossen hatten, protestieren auch in diesem Zusammenschluss junge Künstler gegen den etablierten Kulturbetrieb. Dass die Kunst neue Wege beschreiten muss, ist Faistauer schon früh klar und er engagiert sich hier nicht nur als Maler, sondern auch als Ausstellungsmacher und Schriftsteller. Er studiert die Kunst Paul Cézannes und wendet sich vom alles beherrschenden Secessionismus ab, gemeinsam mit Künstlerkollegen wie Anton Kolig bildet er „eine Art Urzelle des Kommenden“ (Herbert Giese, Ordnung, Mass und Weltbauform. Anton Faistauer zum Gedenken, in: Parnass, Heft 2, Wien 1994, S. 40), die einen Weg zurück zum expressiven Kolorit, „zu einer neuen Dreidimensionalität, zu Raum und Tiefe“ (Marianne Hussl-Hörmann, Anton Faistauer. Sehnsucht nach ewigen Werten, in: Parnass, Heft 1, Wien 2005, S. 109) fordert.
In den Jahren 1909 bis 1912 hatte Faistauer Oberitalien bereist und die Alten Meister studiert, vor allem die Malerei Tizians und Tintorettos begeisterte ihn nachhaltig und schlägt sich in seiner Malerei in einer dunklen, satten und warmen Farbigkeit nieder, die ihn auch in seinem weiteren Werk begleiten wird. Im „Bildnis eines Herren in Uniform“ übernimmt er auch ein Kompositionsschema, das bei den Meistern der Hochrenaissance sehr beliebt war. Links öffnet sich ein kleines Fenster, das den Ausblick in eine weite Landschaft wiedergibt, die zumeist in Verbindung mit dem Dargestellten steht, indem sie zum Beispiel seinen Herrschaftsbereich oder die Stätte seines Wirkens andeutet. Es könnte die Festung Hohensalzburg sein, auf die wir hier blicken. Rechts schafft ein geraffter Vorhang aus kostbarem, rotem Stoff einen raumbildenden Hintergrund und Abschluss, auch das ein beliebtes Stilmittel der Porträtmalerei in Renaissance und Barock. Anton Faistauer stellt sich hier bewusst in eine Reihe der bedeutendsten Bildnismaler der Kunstgeschichte.
Neuartig ist die feine Psychologisierung des Dargestellten, die aber stets geprägt ist von einer gewissen Distanz des Künstlers, der bestrebt ist „sein Ego ganz aus den Bildern herauszuhalten“ (Hussl-Hörmann, S. 112 f.), und ein weicher pastoser Farbauftrag – Faistauers ganz eigene Interpretation eines expressiven Malstils, die ihn immer mehr zum Koloristen als zum Expressionisten macht. Die Meisterschaft, die der Künstler in diesem Genre erreicht, macht ihn zu einem der beliebtesten Porträtmaler seiner Zeit.
(Sophie Cieslar)