Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

25. Juni 2020, 17:00 Uhr

1758

Arnulf Rainer*

(Baden 1929)

„o.T., Body Pose“
Mischtechnik auf Silber-Gelatin-Abzug; gerahmt
50 x 60,5 cm
Signiert rechts unten: A. Rainer
Foto: Alexander Prinzjakowitsch, Streckhandserie, 1969-71

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Auktion ist beendet.

Nach der intensiven Beschäftigung mit Malerei - von kontemplativer Stilllegung bis zu gestischer Dynamik, setzte sich Arnulf Rainer ab 1968 mit seinem Gesicht und in weiterer Folge mit seinem Körper als Mittel für den künstlerischen Ausdruck auseinander. Face Farces und Body Poses nennt er diese performativen Selbstinszenierungen. Am Wiener Westbahnhof entstanden die ersten grimassierenden Selbstporträts als Passfotos. Anspannung und Emotion versuchte Rainer mittels Fotografie festzuhalten. Es fehlte ihm jedoch die gewünschte Intensität. Er begann vergrößerte Fotoabzüge zeichnerisch zu überarbeiten, zu korrigieren und zu akzentuieren. In sogenannten „Fotoséancen“ entstanden von 1969 bis 1976 in Zusammenarbeit mit verschiedenen Fotografen die Selbstdarstellungsserien für die weitere Überarbeitung. Teilweise verwendete Rainer auch Kader aus Filmserien wie in Lot 1759. Diese besonderen Fotoabzüge wirken leicht verschwommen aufgrund der Grobkörnigkeit und Unschärfe durch die starke Vergrößerung des Filmmaterials.
Die Zartheit und die Aggression der Geste in der Überarbeitung, die verblüffende Farbwahl und Farbkombination, die komplexe Dichte und die Sicherheit weniger Striche verwandeln die Fotografie in eine vieldeutige, eigenwillige Emotion.
Die Werkgruppe der überarbeiteten fotografischen Selbstporträts ist eine der wichtigsten im Oeuvre von Arnulf Rainer. 1972 auf der Documenta 5 zeigte er solche Arbeiten gemeinsam mit seinen kontemplativen Übermalungen der 60er Jahre und 1978 auf der Biennale in Venedig im Österreichischen Pavillon erlangte er mit seinen Face Farces große internationale Beachtung.
(Christa Armann)