Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

25. Juni 2020, 17:00 Uhr

1568

Elke Silvia Krystufek*

(Wien 1970)

„The devil in my kitchen“
1998
Öl auf Stoff; ungerahmt
170 x 140 cm
Rückseitig bezeichnet, datiert und signiert: 'The devil in my kitchen', 1/16/98, Elke Krystufek

Provenienz

Galleria Claudia Gian Ferrari Arte Contemporanea, Mailand;
seither italienische Privatsammlung

Ausstellung

"La donna oggetto. Miti e metamorfosi al femminile 1900-2005", a cura di Luca Beatrice, Castello di Vigevano, 20 maggio - 30 luglio 2006, catalogo Allemandi & C., S. 78.

Schätzpreis: € 15.000 - 25.000
Ergebnis: € 19.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

„Es geht nicht um Sexualität, sondern um die Art der Betrachtung.“ (Elke Krystufek in „Die Choreografin des Blicks“, Interview mit Dieter Buchhart, Kunstforum International, Bd 184, 2007, Seite 238.)

Selbstportraits wie dieses zählen zu Elke Krystufek‘s bekanntesten Werken. Die Beschäftigung mit dem nackten Körper ist seit jeher ihr Thema und garantierte ihr frühe Aufmerksamkeit. Die damals 24-jährige löste mit ihrer Performance „Satisfaction“ in der Kunsthalle Wien einen Eklat aus, als sie in einem nachgebauten Badezimmer masturbierte. Seitdem spielt sie virtuos mit ihrer Selbstinszenierung und dem Voyeurismus ihres Publikums.
Damit nahm sie den Selfie-Trend vorweg. „Mir wurde klar, wie stark ich eigentlich im öffentlichen Raum als Spiegel funktioniere und dass ich in Form meiner Person auch die Möglichkeit habe zu reflektieren, mein Selbst zur Projektionsfläche für andere wird.“ (Elke Krystufek in „Die Choreographin des Blicks“, Interview mit Dieter Buchhart, Kunstforum International, Bd 184, 2007, S. 238.)
Exzentrizität, Exhibitionismus und Direktheit bestimmen ihre Kunst bis heute. Rollenklischees Mann/Frau, Objekt/Subjekt werden aufgebrochen. In devil in my kitchen ist einerseits die Frau das Objekt eines Objektivs, andererseits aber auch die Hauptperson in ihrer eigenen Inszenierung. Jeder, der hinsieht, soll wissen, dass die Künstlerin selbstbewusst zurückschaut. Aber sie begegnet auch ihrem eigenen Blick: So ist Krystufek sowohl aktive Beobachterin als auch passives Bild. (vgl .„Der Spiegel in der Kunst“ http://www.kulturpool.at/display/blog/2014/08/18/)
„In Elke Silvia Krystufek‘s Entwicklung spielen Feminismus und Emanzipation die wichtigste Rolle. Über mehrere Jahre ist ihr Körper der Ausgangspunkt kreativer Tätigkeiten. Der weibliche Körper ist Mittelpunkt des Geschehens. Was vormals dem Privatleben vorbehalten war, wird in die Öffentlichkeit getragen. Die persönliche Inszenierung wird zur öffentlichen Selbstinszenierung coram publico” (Barbara Steffen in Katalog zur Ausstellung Luxus. Elke Silvia Krystufek, Wienerroither & Kohlbacher, W&K Edition Wien 2018, S. 20).
So benutzt sie seit 2011 nur mehr den Namen Elke Silvia Krystufek, mit dem sie sich als Kunstwerk schafft. Was privat, was öffentlich, was real oder was inszeniert ist, bleibt dank einer sehr stringenten Darstellung unklar. Legendär ist ihr Auftritt 2018 in der Show „Willkommen Österreich“, wo sie mit ihrer Performance als Kunstperson die Moderatoren absolut überforderte. „Ich habe mich dem Theater immer sehr nahe gefühlt. Da wird nie die Frage gestellt, ob das jetzt die Person ist oder nicht, weil klar ist, dass etwas gespielt oder konstruiert wird. Mich hat immer schon gewundert, warum in der Kunst diese Frage nach Authentizität gestellt wird, weil es im Theater klar ist, dass es diese nicht gibt (Elke Krystufek in “Die Politische”, Interview mit Shilla Strelka, 2017, https://www.co-vienna.com/de/leute/die-politische/).
Der Künstlerin waren bereits zahlreiche Einzelausstellungen gewidmet, wie etwa 2003 im Essl Museum oder im Kunsthaus Graz. Unter ihren vielen Gruppenausstellungen sind die Teilnahme an der Biennale Sao Paolo 1998 oder der Biennale Venedig 2009 besonders hervorzuheben. Ihre Werke waren im Belvedere, Leopold Museum, Museum der Moderne Salzburg zu sehen oder aktuell in der Landesgalerie Niederösterreich.
(Alexandra Markl)