Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

04. Dezember 2019, 16:00 Uhr

0786

Maria Lassnig*

(Kappel am Krappfeld/Kärnten 1919 - 2014 Wien)

„Figur“
1988
Aquarell auf Papier; gerahmt
64,5 x 47,5 cm
Bezeichnet, datiert und signiert rechts unten: Figur 1988 M. Lassnig

Provenienz

Privatbesitz, Kärnten

Schätzpreis: € 25.000 - 35.000
Ergebnis: € 55.440 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Seit 1949 malt Maria Lassnig Selbstporträts, die ihr Körpergefühl, ihr physisches Empfinden widerspiegeln sollen. Sie verändert, ja abstrahiert ihren Körper und zeigt auf der Leinwand nicht, was man sieht, sondern übersetzt sowohl physische Gefühle als auch Emotionen wie Schmerz, Druck, körperliche Erschöpfung aber eben auch Angst, Panik oder Trauer in für sie entsprechende Farben und Formen, die mit ihrem äußeren Erscheinungsbild nichts oder nur mehr sehr wenig zu tun haben. „Ich nannte meine body awareness paintings zuerst „introspektive erlebnisse“, später nannte ich sie überhaupt nicht mehr, als ich meine knödel und farbhaufen als „selbstportraits“ behauptend nur hohn ernteten. Ich male body awareness seit dem beginn meiner malerei, sie ist als ideale kunstbetätigung zu empfinden, weil sie nie zu erschöpfen ist.“ .
In den 1980er Jahren erfährt die Künstlerin die Anerkennung, die ihr in früheren Jahren verwehrt geblieben ist: 1980 vertritt sie gemeinsam mit Valie Export Österreich auf der Biennale in Venedig, 1982 nimmt sie an der documenta 7 in Kassel teil, 1985 veranstaltet das Museum moderner Kunst in Wien die erste große Lassnig Retrospektive, 1988 erhält sie den großen österreichischen Staatspreis, der noch dazu erstmals an eine Frau vergeben wird .
Was genau in der „Figur“ von 1988 gemeint ist überlässt Lassnig dem Betrachter, aber man könnte sich vorstellen, dass hier ihr Kopf zu einer Art Gefäß transformiert wurde aus dem in irgendeiner Form Energie nach oben drängt und austritt, ob es nun Flammen, Lichtschein oder Blüten sind, die vor dem dunkelblauen Hintergrund nach oben lodern und flackern. Das Rätselhafte bleibt am Ende jedenfalls bestehen. (Ina Waldstein)