Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

03. Dezember 2019, 18:00 Uhr

0388

Herbert von Reyl-Hanisch

(Wien 1898 - 1937 Bregenz)

„Rheintalblick mit dem Kloster Riedenburg in Bregenz“
1935
Öl auf Holz
62 x 75 cm
Signiert und datiert rechts unten: Herbert Reyl 1935

Provenienz

Architekt Hugo Wank, Dornbirn, wohl direkt vom Künstler erworben;
seit 1988 durch Erbfolge in österreichischem bzw. deutschem Privatbesitz

Literatur

Heiner Quintern, Herbert von Reyl-Hanisch 1898-1937, Dissertation an der Universität Innsbruck, Oktober 1971, Nr. 45, Abb. Nr. 61 (Titel dort: "Rheintalblick von der Hutterstraße in Bregenz")

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 64.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die vorliegende Bregenzer Ansicht mit dem Blick ins Rheintal zum Kloster Riedenburg rechts im Hintergrund befand sich einst in Besitz des österreichischen Architekten und Designers Hugo Wank, der in der Zwischenkriegszeit in Vorarlberg wichtige Bauten schuf. Das Kunstwerk blieb über Jahrzehnte in Besitz von Hugo Wank und seinen Erben und wird nun erstmals am Markt offeriert.

Die auf einer Holztafel gemalte Landschaft entstand 1935, in einer Zeit, in der die künstlerische Karriere von Herbert Reyl-Hanisch einen Höhepunkt erreichte. In den dreißiger Jahren erlangte er durch eine rege Ausstellungstätigkeit größere Bekanntheit. Seit 1923 waren seine Bilder regelmäßig in der Wiener Secession zu sehen. In Berlin war er 1931 an einer Gruppenausstellung in der Galerie Gurlitt beteiligt, 1934 im Kunstverein Rostock. Durch seine guten gesellschaftlichen Kontakte zu wohlhabenden Kreisen erhielt er auch in den wirtschaftlich schwierigen Jahren viele Porträtaufträge. Neben der Porträtmalerei galt Reyl-Hanischs Interesse stets dem Landschaftssujet. Mit Franz Sedlacek verband ihn eine enge Freundschaft, die sich auch in der gegenseitigen künstlerischen Beeinflussung widerspiegelt. In der malerischen Behandlung des Landschaftsthemas zeigt sich auch eine Nähe zu Rudolf Wacker. Herbert von Reyl-Hanischs malerisches Schaffen bereichert die realistischen Strömungen der Zwischenkriegszeit in Österreich um eine besondere Variante der Neuen Sachlichkeit.
Charakteristisch für Herbert von Reyl-Hanischs Bildauffassung ist die Ausgewogenheit in der vertikalen und horizontalen Gliederung des streng komponierten Landschaftsraumes. Unsere mit Figurenstaffage belebte Rheintalansicht basiert auf einer konstruktiven Ordnung der Bildelemente. So bilden etwa die gebogenen, in die Senkrechte strebenden dunklen Bäumstämme mit den fein verästelten Kronen im Vordergrund ein Gegenwicht zu den waagrechten hellen Wolkenfeldern am Himmel. Links im Bildvordergrund sieht man auf einer Anhöhe Bauern beim Aufstellen eines Zaunes. Von dort wird der Blick nach rechts in den tiefer gelegten Landschaftsraum geleitet, mit dem Bregenzerwälderzug, Häusern, Feldern und Straßen im Mittelgrund bis zur fern auf dem Hügel thronenden Kirche des Klosters Riedenburg. Die Tiefenwirkung der ideal komponierten Landschaft, die dennoch einer topografischen Richtigkeit folgt, wird im Hintergrund durch Berge in atmosphärischen nach hinten heller werdenden Blautönen abgeschlossen.
Die kompositionelle Strenge erscheint durch eine intensive Farbigkeit gemildert, was dieser Landschaft ihren ganz besonderen Reiz verleiht.
(Claudia Mörth-Gasser)