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Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

22. Oktober 2019, 16:00 Uhr

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Objekt

0201

Carl Josef Alois Agricola

(Seckingen 1779 - 1852 Wien)

„Amor mit Pfeil und Bogen in einer Landschaft“
1827
Aquarell auf Papier
26,3 x 19,5 cm
Signiert und undeutlich datiert am rechten Rand unten: Agricol(a) / 1827
Rückseitig auf Montagekarton bezeichnet: Sammlung O. Bondy, Wien

Provenienz

Sammlung Jakob Geymüller, Wien;
Sammlung Oscar Bondy, Wien;
April 1939 von den Nationalsozialisten in Wien beschlagnahmt;
1948 an die Witwe Oskar Bondys, Elisabeth Bondy, restituiert;
Kende Galleries, Versteigerung "From the Estate of the Late Oscar Bondy", New York, 3.3.1949, S. 26, Nr. 28;
Dorotheum Wien, 27.05.1992, Nr. 686;
seither Wiener Privatbesitz

Schätzpreis: € 10.000 - 15.000
Auktion ist beendet.

Karl Joseph Aloys Agricola gehört zu den bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten, die den Übergang vom Klassizismus zum Biedermeier markieren. 1779 im baden-württembergischen Säckingen geboren, kam er bereits in jungen Jahren an die Wiener Akademie. Neben dem Zeichenlehrer Hubert Maurer (1738-1818) sollte vor allem Friedrich Heinrich Füger (1751-1818) Agricolas zukünftiges Schaffen maßgeblich beeinflussen. Füger, Direktor der Wiener Akademie und einer der wichtigsten Vertreter des Klassizismus im deutschsprachigen Raum gab sein Können und auch seine Kunstauffassung erfolgreich an seine Schüler weiter.

Nach seiner Ausbildung stieg Karl Agricola schnell zu einem gefragten Künstler auf. Er schuf zahlreiche Bildnisminiaturen von Persönlichkeiten der Wiener Gesellschaft und zumeist kleinformatige Werke in Öl oder auf Papier. Er machte sich auch als hervorragender Stecher einen Namen und sorgte so für die Verbreitung der Kompositionen Fügers, widmete sich aber auch intensiv Vorlagen aus der klassischen Kunst, wie beispielsweise Raphael, Parmigianino oder Domenichino.

Die profunde Kenntnis der klassischen Kunst wird besonders im vorliegenden Aquarell deutlich. So entspricht der „Amor“ dem antiken Ideal des „schönen Jünglings“, welches in der italienischen Malerei beispielsweise durch Parmigianinos „Bogenschnitzender Amor“ (KHM, Wien) und Caravaggios „Amor als Sieger“ (Berlin) verkörpert wird. Agricola gelingt es jedoch in diesem Werk, die klassischen Inspirationen einzigartig mit seiner eigenen Zeit zu verbinden. Er verleiht dem jungen Amor einerseits einen lieblichen – fast an Waldmüller oder Amerling erinnernden – blonden Lockenkopf und stellt ihn zugleich mit selbstbewusster Kessheit durch den Wald streifend dar. (KS)