Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

30. November 2018, 17:00 Uhr

0024

Norbertine Bresslern-Roth*

(Graz 1891 - 1978 Graz)

„Pastorale“
1942
Öl auf Jute
110 x 125 cm
Signiert links unten: B. Roth
Rückseitig auf Keilrahmen eigenhändig bezeichnet: "Pastorale", Öl / Prof. N. v. Br.-Roth, Graz

Provenienz

direkt von der Künstlerin erworben;
Privatbesitz, Graz

Literatur

Helene Martischnig, Norbertine Bresslern-Roth (1891-1978). Das malerische Werk, Dipl.-Arb., Graz 1994, Abb. 142;
Christa Steinle (Hg.), Norbertine Bresslern-Roth. Tiermalerin, Ausstellungskatalog Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum, 26. 10. 2016 - 17. 04. 2017, WV-Nr. 196 (sw-Abb.)

Schätzpreis: € 120.000 - 240.000
Ergebnis: € 197.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Als Norbertine Bresslern-Roth 1928 mit ihrem Ehemann Georg Bresslern eine Fernreise nach Tripolis in Libyen unternimmt, markiert dies eine Zäsur in ihrem künstlerischen Werk. Waren die vorrangigen Motive ihrer Gemälde und Linolschnitte bisher Tiermotive, manchmal Akte oder (Auftrags-)Porträts gewesen, so erscheinen ab nun öfters Motive außereuropäischer Kulturen. Den Eindrücken ihrer Reise verleiht sie im Druckgrafik-Zyklus „Tripolis“ und in großformatigen Ölgemälden Ausdruck. Als Vorlage dienen ihr die Fotografien ihres Mannes und zahlreiche Skizzen und Studien die sie vor Ort anfertigt. Es folgen Bildsujets von Gebieten südlich der Sahara, der Mongolei und der Südsee.

Tatsächliches ethnologisches Interesse weist Bresslern-Roth allerdings nicht auf. Obwohl sie vermutlich das vom österreichischen Ethnologen Hugo Bernatzik 1930 in Wien herausgegebene und populär gewordene Buch „Gari Gari. Der Ruf der afrikanischen Wildnis“ kannte und zahlreiche Studien aus ähnlichen literarischen Vorlagen fertigt, bleiben ihre Figuren, deren Kleidung, Accessoires, Werkzeuge und Waffen detaillos und undefinierbar. Eine eindeutige Zuordnung der Handlungsorte lässt sich ebenfalls nicht bestimmen. Sie selbst behauptet „[...] ich möchte möglichst ab von der Natur und möchte nur das Wesentliche geben und wenn man die Sachen immer wieder anschaut, so wird man Naturalist und ich finde, das ist schlecht. Ich will nur das Charakteristische wiedergeben [...]“.

In „Pastorale“ von 1942 zeigt sich das friedvolle Zusammensein von Hirten und Herde im afrikanischen Kontext. Im Gegensatz zu den Auerochsen die wesentlich mehr Raum und daher auch Bedeutung einnehmen sind die zwei musizierenden Hirten in den Hintergrund versetzt. Eine konkrete ethnologische Zuordnung ihrer Instrumente wird dem Betrachter ebenso unmöglich sein, wie die Bestimmung ihrer Kleidung und eines expliziten Standortes – nicht Realität will Bresslern-Roth vermitteln, sondern das Idyll zwischen Hirten und Herde erzählen. Einer Familie gleich präsentiert sich die tierische Dreiergruppe im Vordergrund und bringt so das menschliche Gefühl der Geborgenheit zum Ausdruck.
(Petra Maier)