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Ernst Nepo*
(Dauba 1895 - 1971 Innsbruck)
„Mädchen im Sessel“
1920
Öl auf Leinwand
65,5 x 54 cm
Monogrammiert und datiert rechts oben: 19/NE (ligiert)/20
Provenienz
Privatbesitz, Tirol
Literatur
Silvia Höller, Ernst Nepo 1895-1971. Diplomarbeit Universität Innsbruck, Innsbruck 1998, Abb. 154
Silvia Höller, Ernst Nepo. Zwischen Expression und Sachlichkeit, Wien 2001, Abb. 55, S. 67
Schätzpreis: € 20.000 - 30.000
Auktion ist beendet.
Porträts und die Figur als Charakteristikum einer Person zählen zu den wichtigsten Themen im Werk des aus Böhmen stammenden Tiroler Malers Ernst Nepo. Wie als Verarbeitung der menschlichen Tragödie des 1. Weltkrieges befasste sich Nepo in den Jahren nach 1920 intensiv mit der Figur, so als wolle er ein positives Bild des Menschen dokumentieren und bewahren. In dieser Phase veränderte Nepo seine unverkennbare, im Expressionismus fußende Formensprache hin zu einer reduzierten, beruhigten Harmonie von Farbe und Linie, die ihn schließlich zu einem der wichtigsten Vertreter der Neuen Sachlichkeit in Österreich etablierten.
Dieses Gemälde des Mädchens zählt zu Nepos frühesten Darstellungen eines Kindes und nimmt für diese Jahre des malerischen Übergangs eine herausragende Stellung als vielleicht sein erstes neusachliches Gemälde ein. Die betonte farbige Reduktion auf den Akkord von gebrochenem Weiß und Braun hebt im Zusammenklang mit den runden geschmeidigen Linien das Kindsein des Mädchens in besonderem Maße hervor. Auffallend ist die Gestik und der akzentuierte Dreiklang von Gesicht und Händen, das ein bestimmendes kompositorisches Element in den 1920er Jahren werden wird. Anders als in seinen zeitgleich entstandenen expressiv-mystischen Figurenbildern erfasst hier ein objektiv-sachlicher Blick das Wesen des Mädchens, ohne die stilisierte Distanz und Kälte der neusachlichen Periode schon ganz auszukosten. (Marianne Hussl-Hörmann)