Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

01. Dezember 2018, 15:00 Uhr

0045

Otto Muehl*

(Burgenland 1925 - 2013 Portugal)

„o.T.“
19.3.1985
Öl auf Leinwand; ungerahmt
180 x 140 cm
Signiert und datiert rechts unten: muehl 85

Provenienz

Sammlung Friedrichshof

Schätzpreis: € 40.000 - 70.000
Ergebnis: € 59.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Otto Muehl wurde im Zusammenhang mit dem internationalen Erfolg des Wiener Aktionismus vor allem mit seinen bei Aktionen entstandenen Objekten, Photographien und Filmen bekannt. Diesen bahnbrechenden Kunstwerken steht aber auch ein umfangreiches bildnerisches Werk gegenüber. In einem Brief an Oswald Wiener formulierte er 1971 zur Position der Malerei in seinem Werk. „Ich betrachte alles ganz anders als vor einem Jahr. Ich hatte eine Abwehr gegen das Bildermachen als etwas Minderwertiges. Nun weiß ich, es ist auch ein Medium, eine gute Beschäftigung, wenn es nicht gleich zum Lebenszweck oder gar Lebensersatz wird.“ (Brief von Otto Muehl an Oswald Wiener, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Aktionismusarchiv, Zeichensetzung und Orthografie verändert.)
Besonders ab der Mitte der 1970er Jahre setzt eine bis zu seinem Tod im Jahr 2013 andauernde intensive Phase der Malerei und Zeichnung ein. Unter anderem entstehen viele Bilder in Zusammenhang mit den in den 1980er Jahren gemeinsam mit Therese Schulmeister gedrehten Biopics über Picasso, Van Gogh oder Andy Warhol. In diesen bewusst amateurhaft und grotesk übersteigert gestalteten Filmen skizziert Muehl seine Theorie, dass der „ Künstler die Krankheit direkt darstellt, (...) das sogenannte Böse, die Entfremdung, die Zerstörung, das Chaos der Kleinfamilienwelt“. Doch trotz dieser Möglichkeit des Künstlers sich auszudrücken verbleibt er dennoch »im Dreck von dem er berichtet«. (AA-Nachrichten Nr. 2-3 / 75, S. 12-13, Archiv der AA-Kommune / Sammlung Friedrichshof Zeichensetzung und Orthographie verändert.)
In Zusammenhang mit dem 1985 entstandenen Film über Pablo Picasso hat Muehl eine Reihe von Paraphrasen auf einige von dessen bekanntesten Werken gemalt. Darunter auch dieses mit 1985 datierte Porträt einer Frau, zweifellos eines von Picassos aber auch Muehls Lieblingsmotiven. War bis in die 1970er Jahre sein Werk von der Kritik am sogenannten „Tafelbild“ bestimmt, so demonstrieren die nun entstehenden Bilder die Handschrift eines Künstlers, der bei der Wahl der gestischen Möglichkeiten mit der Souveränität und Sicherheit jener formalen Freiheit vorgeht, die auch von ihm selbst in den Revolutionen der 1960er Jahre erkämpft wurde. (Hubert Klocker)