Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

23. Oktober 2018, 17:00 Uhr

0337

Olga Wisinger-Florian

(Wien 1844 - 1926 Grafenegg)

„Ulmenallee auf dem Weg entlang der Küste von Varna nach Euxinograd am Schwarzen Meer“
um 1907
Öl auf Karton
48 x 72 cm
Signiert rechts unten: O. Wisinger-Florian

Provenienz

Privatsammlung, Österreich

Wir danken Mag. Alexander Giese für die wissenschaftliche Unterstützung. Das Gemälde wird von ihm in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 32.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Vorliegendes Werk zeigt die Ulmenallee auf dem Weg entlang der Küste von Varna nach Euxinograd am Schwarzen Meer. Ein Motiv, das Wisinger-Florian ihren guten Beziehungen zur Familie Erzherzog Josephs zu verdanken hatte. Der Bruder der Erzherzogin Clothilde von Österreich, Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha, Fürst bzw. später König von Bulgarien, begleitet seine Schwester bei einem ihrer zahlreichen Besuche am 15. November 1905 ins Atelier der Künstlerin. Zu Beginn des Jahres 1906, genau am 28. Jänner, erhält sie einen Brief aus Sofia, in dem eine Einladung für Ende Mai oder Juni ausgesprochen wird. Am 26. Mai 1906 kommt ein Telegramm aus Sofia. „OWF“ solle sofort abreisen per Orient Express. „Bin ganz paff, hatte gar nicht mehr darauf gehofft!“ Sie packt in großer Eile die Malutensilien ein. Am selben Tag reist sie noch nach Wien. Tags darauf schildert sie die Reise wie folgt: „nach großer Hetze von Wien aus um 6 Uhr abends Abfahrt. Die Passage kostet „nur“ 32 Kronen, alleine im Coupé, ganz famos. Durch Serbien ist die Gegend nicht besonders schön, nur herrliche Mohnfelder […] In Bulgarien ist’s zuerst furchtbar öde und kahl, erst gegen Sofia ist’s hübscher. Weiter nach Varna, einer sehr interessanten türkischen Stadt. Per Wagen geht es weiter nach Euxinograd. Sehr schöner Park.“
Fast zwei Monate verbrachte Olga Wisinger-Florian am Schwarzen Meer. Ende Juli reist sie zurück nach Wien. Im Gepäck hat sie eine Menge neuer Ideen und Motive. Zahlreiche Tagebucheinträge zeugen von ihrer Begeisterung für den botanischen Garten, den Schlosspark und im Speziellen für die herrliche Ulmenallee am Meer.

[…] Es ist davon auszugehen, dass bereits während ihres Aufenthaltes am Schwarzen Meer die eine oder andere Studie zur Ulmenallee entstanden ist. Eine verkauft die Künstlerin laut ihren Tagebuchaufzeichnungen Anfang 1907 an Erzherzogin Clothilde. Eine weitere stellt sie Anfang 1907 im Künstlerhaus aus und im Kunstverein München wird eine im Jänner 1907 ausgestellte „Komposition“ der Ulmenallee schnell verkauft. Der Prinzregent Luitpold von Bayern, ebenfalls guter Kunde der Künstlerin, möchte sie auch. Wisinger-Florian verspricht ihm eine zu machen. Sie beginnt am 10. Februar mit der Kopie für den Prinzregenten, die sie am 14. Februar 1907 fertig stellt. In den kommenden Wochen malt sie noch einige kleine Fassungen, die sie schnell verkaufen kann. (Vgl. Auszug aus dem Beitrag "Schluss-Steine. Zwei große Allee Bilder von Olga Wisinger-Florian" von Alexander Giese für das Journal im Kinsky, Nr. 3, Dezember 2013)