Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

23. Oktober 2018, 15:00 Uhr

0016

„Bildnis des Erzherzogs Maximilian (1527-1576)“
1537
Öl auf Holz
41,5 x 33 cm
Inschrift auf Spruchband: Des Römischen Kunigs Ferdinannden Erstgebornen Suns Kunig Maximilians / abconterfetung der am Ersten tag Augusti des 1537 Jars mit hilff des allmechtigen / zehen Jar allt worden. Ist vollenndt am Sibennden tag Septembris des Jahr 1537 Jars.

Provenienz

Adelsbesitz Wien ("hocharistokratische Sammlung in Wien" gemeinsam mit 7 weiteren Werken derselben Serie, laut Löcher 1981)
1980 Galerie Sanct Lucas, Wien;
seither Privatsammlung, Wien

Literatur

Kurt Löcher: Eine Bildnis-Serie der Kinder Kaiser Ferdinands I. von Jakob Seisenegger. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 35, 1981, Heft 1/2, S. 14–21 (Abb. 9)

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 70.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Früh übt sich, wer später einmal zur Machtelite in Europa gehören möchte. Mit bereits herrschaftlicher Pose im reichverzierten Gewand der Erwachsenen stellte Jakob Seisenegger die Kinder des späteren Kaisers Ferdinand I. (1503-1564) dar. Zehn- bzw. elfjährig werden Erzherzog Maximilian (Kat.-Nr. 16) und Erzherzogin Elisabeth (Kat.-Nr. 17) vor schwerem Brokatvorhang vom habsburgischen Hofmaler „abgeconterfeit“. Zu der 1537 entstandenen Porträtserie gehörten – neben den beiden Erstgeborenen – ursprünglich noch die Bildnisse von mindesten sieben weiteren Kindern Ferdinands (Reihenfolge nach Alter: Elisabeth, Maximilian, Anna, Ferdinand, Maria, Magdalena, Eleonora, Margaretha und Johann). Die jüngeren Geschwister waren jedoch noch weitaus pausbäckiger und kleiner dargestellt - gemessen am Abstand zum Schriftband, welches hier bereits durch die Köpfe der Ältesten zerstoßen wird. Die 1537 entstandene Bildnisserie der Kinder Kaiser Ferdinands I. von Jakob Seisenegger befand sich bis vor 40 Jahren beinahe vollständig in einer hocharistokratischen Wiener Sammlung. Sie gelangte 1980 in den Kunsthandel und konnte dadurch von Kurt Löcher studiert und publiziert werden. Kurt Löcher nimmt an: „Dass die Kinderbildserie in Wien und eines der Bilder in habsburgischem Besitz verblieb, mag dafür sprechen, dass König Ferdinand die Kinder für den eigenen Bedarf porträtieren ließ“ (Löcher 1981, S. 19).
Der liebliche Blumenschmuck auf den Häuptern Maximilians und Elisabeths unterstreicht den kindlichen Charakter, weist jedoch zugleich die Verpflichtungen der späteren Kronen voraus. So wurde Erzherzogin Elisabeth gleich nach Ihrer Geburt Sigismund II., König von Polen (1520-72), versprochen und ehelichte diesen nur wenige Jahre nach Entstehung dieses sie noch als mädchenhafte Dame zeigenden Porträts. Der kleine Erzherzog folgte später als Maximilian II. seinem Vater auf den Kaiserthron. Dass er schon früh auf seine königlich-kaiserliche Rolle vorbereitet wurde, zeigt der mit ihm dargestellte kleine Vogel – wohl ein Distelfink. Er verweist auf die ritterliche Kunst der Falkenjagd, welche die Knaben schon in jüngstem Alter spielerisch erlernen sollten. Ein Vogel wird zunächst am Fuß mit einem Faden angebunden. Durch Lockrufe soll er lernen stets auf den Futterbeutel seines Herrchens zurückzukehren bis er dies schließlich freiwillig tut. Das erzieherische Kinderspiel sollte zugleich die herrscherlichen Charaktereigenschaften wie Ausdauer, Geduld und Willenskraft stärken.

Wie aus der Umschrift einer Bildnismedaille hervorgeht wurde Jakob Seisenegger 1505 wohl in Österreich geboren; sein genauer Geburtsort ist jedoch bis heute unbekannt. Im Jahre 1530 wird er erstmals greifbar, als er auf dem Reichstag zu Augsburg im Auftrag vom späteren Ferdinand I. mehrere von dessen Kindern und auch seinen Bruder „Kaiser Karl V.“ in einem Standbildnis porträtierte. Bereits 1531 wurde Jakob Seisenegger Hofmaler Ferdinands, der ihn schließlich nach seiner Krönung zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs 1558 in den Adelsstand erhob. Vorliegende Porträts zeigen Seiseneggers typischen Stil, der durch den Austausch zwischen Süd und Nord im beginnenden 16. Jahrhundert geprägt war. So vereinen sie zum einen nordalpine Elemente wie den sogenannten „Donaustil“ oder die deutsche Schule à la Cranach und Dürer mit Italienischen, genauer Florentiner, Einflüssen im Stile Pontormos oder Bronzinos.