Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

19. Juni 2018, 18:00 Uhr

0306

Oskar Kokoschka*

(Pöchlarn 1886 - 1980 Montreux)

„Auf der Seite liegende Frau nach links“
1913
schwarze Kreide auf Papier
29,5 x 44,5 cm
Monogrammiert rechts unten: OK
Sammlungsstempel Otto Brill rückseitig

Provenienz

Sammlung Otto Brill, Wien und London (verso mit Sammlerstempel, Frits Lugt 2005a);
Galerie Nicoline Pon, Zürich;
Privatsammlung, Zürich;
österreichischer Privatbesitz

Literatur

Alfred Weidinger, Alice Strobl, Oskar Kokoschka, Die Zeichnungen und Aquarelle 1897-1916, Salzburg 2008, WV-Nr. 607, Abb. S. 395 (dort mit den Maßen: 29,5 x 45 cm)

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 19.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Meisterlich, mit schnellem, sicheren Strich setzt Kokoschka die liegende Frauenfigur im vorliegenden Werk in Szene. Mit klarer Kontur erfolgt die Wiedergabe des markanten Gesichts, das den Zügen Alma Mahlers äußerst ähnlich ist. In zarten Verdichtungen wird versatzstückartig das lockige, halblange Haar der Liegenden wiedergegeben, das ihr offen über die rechte Schulter fällt. Mit wenigen Kreidestrichen gibt Kokoschka die Binnenstruktur des Kleides wieder, das oberhalb der Knie in kraftvollen Kreidestrichen abschließt und dadurch eine sehr plastische Wirkung erzeugt. Auch die übereinanderliegenden Beine des Modells werden mit kräftigem Strich konturiert. Zarte darunterliegende Linien verweisen auf die erste Konzeption der Liegeposition, von der der Künstler schlussendlich jedoch nur wenig abweicht. Ein spannender Kontrast entsteht durch die offene Kontur der rechten Hand, mit der die Liegende ihr linkes Handgelenk umfasst. In geschlossener Form und großer Detailgenauigkeit hingegen die Wiedergabe der anderen Hand, deren Finger in feiner Abwinkelung halb geschlossen sind.

Die Zeichnung zählt zu einer selbständig geschaffenen Serie von Werken, die in der zweiten Jahreshälfte des Jahres 1913, nach der Dolomitenreise mit Alma Mahler im privaten Atelier entstanden ist. In mehreren Werken hält Kokoschka Voll- und Halbakte fest, die ab dieser Zeit zunehmend über rundere und geschlossenere Formen verfügen. Das Werk war Teil der bedeutenden Sammlung des Wiener Industriellen und Physikers Otto Brill (1881 – 1954), zu der neben Werken Oskar Kokoschkas unter anderem auch Arbeiten von Egon Schiele, Albin Egger-Lienz, Karl Spitzweg und Rudolf von Alts zählten.