Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

19. Juni 2018, 18:00 Uhr

0416

Werner Berg*

(Elberfeld 1904 - 1981 Rutarhof)

„Nach dem Gewitter“
1975
Öl auf Leinwand
75 x 55,5 cm
Monogrammiert links unten: W.B.
Originalrahmen

Provenienz

direkt von der Familie des Künstlers erworben;
Privatbesitz, Kärnten

Literatur

Wieland Schmid u. a., Werner Berg. Gemälde, mit einem Werkverzeichnis von Harald Scheicher, Klagenfurt 1994, WV-Nr. 1028 (mit anderen Maßen), sw-Abb. S. 317

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 124.950 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

„Skizzieren tu ich dauernd. Das ist mein Auge, mein Kontakt, mein Sinneskontakt mit der Welt. Und indem ich draußen skizziere, sehe ich eigentlich immer schon das Bild vor mir. Die Skizzen sind die ursprünglich auslösende Grundlage. Das Unterland, das slowenische – das windische, wie man sagen will – hat seinen eigenen, besonderen und tiefen Klang. Und vielleicht ist es mir, als einem Menschen, der aus der Fremde, aus dem Nördlichen gekommen ist, vertrauter als dem heiteren Kärntner, der nur den blauen Seidenhimmel zu sehen gewohnt ist. So gibt es dann viele Gelegenheiten, zu denen ich ausziehe, nur mit der Absicht in Kontakt mit der Landschaft, mit den Menschen unmittelbare Eindrücke aufzunehmen. Es sind dann diese beiden Pole: die Erregtheit, das Emotionelle, das Gefühlsmäßige vor dem Natureindruck und die davon abgeklärte künstlerische Besinnung. Je spontaner, je stärker das Gefühl ist, umso klarer ist bei der Ausführung, bei der Durchführung für mich die Besinnung.
Dass ich vom kleinsten Natureindruck her das Bild aufbauen muss, ist für mich stets ein Vorteil gewesen. Wenn man vielleicht auch bedauert, nicht mehr festgehalten zu haben. Indem man von der Skizze aus das Bild aufbaut, muss man die Form des Bildes, seine Verhältnisse, seinen Farbklang völlig neu schaffen“, erklärte Werner Berg.
Der Vergleich von Skizze und Ölbild erklärt hier den Vorgang von Werner Bergs Bildfindung und Ausformung in geradezu exemplarischer Weise. Durchnässt, in erregten Strichen hat der Künstler wohl das abziehende Gewitter und den Regenbogen festgehalten. Bemerkenswert ist dabei, dass er auch in den Landschaftsstudien das unmittelbar packende Augenblickserlebnis in kürzester Zeit festhielt. Ganz im Gegensatz dazu fand später die klare Formung im Atelier statt. Nicht vom prüfenden zweiten oder dritten Blick auf das Motiv abgelenkt, sondern die erlebte Farbigkeit der inneren Empfindung gemäß übersteigernd, gelang dem aus dem Norden stammenden Künstler ein einmaliges Zeugnis der vom südlichen Licht geprägten Atmosphäre der Kärntner Landschaft. (Harald Scheicher)