Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

24. April 2018, 17:00 Uhr

0807

Rudolf von Alt

(Wien 1812 - 1905 Wien)

„Tivoli bei Rom mit Sibyllentempel“
um 1835
Aquarell auf Papier
34,5 x 28 cm

Provenienz

Hassfurther Auktionen, Wien, 30.05.2007, Nr. 22;
Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 45.000 - 90.000
Auktion ist beendet.

Im Jahr 1835 erhielt Jakob Alt den Auftrag seines Lebens: Er sollte für Kaiser Ferdinand Bilder aus den verschiedensten Gegenden und Städten seines Reiches wie auch von Italien malen, die dann in einem Guckkasten in einer quasi 3D-Simulation betrachtet werden konnten. Für Jakob Alt und seinen damals erst 23 jährigen Sohn Rudolf bedeutete dieser Auftrag nicht nur eine sichere wirtschaftliche Grundlage, sondern ermöglichte ihnen auch die erste lange Italienreise über Venedig, Rom bis nach Neapel.

Im April 1835 sind die beiden Maler bereits in Rom und unermüdlich auf den verschiedenen Plätzen unterwegs, um die gefragten Sehenswürdigkeiten festzuhalten. Dazu zählten auch die Wasserfälle in der südlich von Rom gelegenen Stadt Tivoli, ein malerisches Naturschauspiel, das keinen der Maler des 19. Jahrhunderts unbeeindruckt ließ.

Rudolf von Alt war besonders davon fasziniert und vollendete gleich mehrere Blätter mit verschiedenen Ansichten von Tivoli und dem Wasserfall. Das vorliegende, im Werkverzeichnis von Koschatzky noch nicht erfasste Aquarell weist alle Kennzeichen für die vor Ort entstandene Studie auf. Sie diente wohl als Vorlage für das ein Jahr später sorgfältig ausgearbeitete Blatt der Guckkastenserie (Albertina, Inv.-Nr. 22562a).

In diesem rasch und sicher ausgeführten Aquarell zeigt sich der junge Rudolf wahrlich von seiner besten Seite. Allein die Wahl des Standortes mit der leichten Diagonale hin zum spektakulären Sturzbach, der noch geheimnisvoll hinter einer letzten Felsenkuppe auftaucht, weicht von klassischen Veduten ab und bringt eine lebendige und erfrischende Dynamik in das Bild. Mit geradezu jugendlicher Begeisterung schildert der Maler die üppig wuchernden Sträucher über sonnenverbrannten Felsen und zeigt im satten Grün und dem Blau des Wassers den Widerschein von Licht. Fern an der Kante des Felsens vom Monte Tiburtini taucht der Rundtempel der Sibylle auf, wodurch die Dramatik der Höhe einmal mehr unterstrichen wird.
Die Sicherheit der freien, lockeren Pinselführung faziniert einmal mehr, spielerisch vernachlässigt der junge Künstler jede penible Detailzeichnung, um dafür die Atmosphäre dieses besonderen Ortes mit seinem Duft und dem Rauschen des Wassers malerisch einzufangen. (MHH)