Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

24. April 2018, 15:00 Uhr

0680

Jan Janssens zugeschrieben

(Gent 1590 - um 1655 Gent)

„Die Verspottung Christi“
Öl auf Leinwand
72 × 93 cm

Provenienz

Privatsammlung, Frankreich

Das Gemälde ist in der Datenbank des Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie, Den Haag (RKD), unter Abbildungsnummer 246593 verzeichnet.

Schätzpreis: € 8.000 - 16.000
Ergebnis: € 8.960 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Christus mit der Dornenkrone und den Wundmalen der Geißelung wird in der christlichen Kunst seit der Gotik auch als eigenständiges Bildmotiv geführt. In der barocken Malerei hat besonders Caravaggio den Szenen aus dem Neuen Testament eine neue dramatische, aber auch psychologische Tiefe verliehen, indem er Jesus in Dialog mit nur wenigen anderen treten lässt, eine stärkere Nahsicht einführt und das Licht als großartiges Regiemittel einsetzt. Dieser Caravaggeske Stil führte vor allem im Barock der Niederlande zu einer eigenen Stilrichtung.

Als der bedeutendste Vertreter dieser „Caravaggisti“ genannten Gruppe in Gent gilt Jan Janssen. Es sind nur wenige biographische Daten von ihm bekannt, er stammte aus Gent und ist zwischen 1619 und 1620 in Rom dokumentiert. Nach seiner Rückkehr nach Gent trat er der St. Lukas-Gilde bei, zu deren Dekan er 1634 ernannt wurde. Er verstarb um 1650 in Gent. Von seiner Hand sind vor allem Altarbilder in Gent und Umgebung bekannt.

Eine „Verspottung Christi“ im Museum voor Schone Kunsten in Gent steht in besonders enger Beziehung zu vorliegendem Gemälde, bei dem nur Christus mit einem seiner Folterer zu sehen ist. Mit den von Caravaggio übernommenen Effekten von Licht, das aus versteckten Quellen kommt, und Schatten schafft er eine eigene Bühne, auf der die Darsteller genau studiert werden können. Die Reduktion auf wenige Farben verstärkt die Konzentration auf die Handlung selbst. Von besonderer Qualität ist die Modellierung des zum Licht hingewandten Gesichtes Jesu. Ein für Janssens typischer „unbarmherziger Realismus“ zeichnet die Figuren aus, deren Empfindungen weniger exaltiert als vielmehr authentisch und lebendig wiedergegeben werden. (MHH)