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Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Dezember 2017, 18:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

0617

Franz Grabmayr*

(Pfaffenberg b. Obervellach/Kärnten 1927 - 2015 Wien)

„Waldviertler Landschaft“
1981
Öl auf Leinwand; gerahmt
75,5 x 130 cm
Rückseitig signiert und datiert: Grabmayr / 1981

Provenienz

in den 1980er Jahren direkt vom Künstler erworben;
seither österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 26.400 (inkl. Gebühren)

21 Jahre lang, von 1972-1993 lebt der Maler Franz Grabmayr auf einem Vierkanthof in Oberstrahlbach bei Zwettl im Waldviertel. Während dieser Zeit entsteht die vorliegende Arbeit „Waldviertler Landschaft“. Grabmayr findet seine Bildmotive unmittelbar vor Ort – Felder, Kornmandl, Bäume, Wurzeln, Sandgruben, den Kamp – und tritt während seiner Arbeit in engen Kontakt mit der Umgebung. In den 1970er Jahren malt Grabmayr inmitten der Kamptal-Landschaft, zwischen Felsen und Fluss, zum Teil im Wasser stehend. In der „Waldviertler Landschaft“ von 1981 dient abermals ein fließendes Gewässer als Motiv-Vorlage. In der Darstellung des Himmels führt Grabmayr die vom Pinsel entworfene Wellenbewegung des Rinnsals fort. Verschiedene Grün-Abstufungen lassen Wiese, Bäume und Büsche erahnen.
In Verbindung mit Grabmayrs Arbeiten taucht häufig der Begriff „Dynamik“ auf – sowohl in Bezug auf den Malvorgang selbst, sowie hinsichtlich seiner Motivwahl. Neben Landschaftsmotiven schafft Grabmayr etliche Tanzbilder. Die Beschäftigung mit Tanz führt schließlich so weit, dass der Künstler sich selbst während des Malens in der Landschaft in Bewegung zu setzen beginnt. 1983 malt Grabmayr erstmals auf einem fahrenden Traktoranhänger, welcher bisher als Transportmittel für Farben, Leinwände und Staffelei diente. Von einem benachbarten Bauern lässt sich Grabmayr im Kreis um seine Motive herum chauffieren und malt dabei im Stehen. (vgl. hierzu: Robert Fleck und Caro Wiesauer in: Franz Grabmayr. Feuerbilder – Tanzblätter – Materialbilder, Ausstellungskatalog, Köln 2017, S. 25) So kann der Künstler sein Motiv ganzheitlich erfassen, bringt noch mehr Bewegung und eine aktionistische Komponente ins Bild mit ein.

Grabmayrs gestische Malerei sprießt vor Energie. In einem nachvollziehbar dynamischem Malvorgang wird die Ölfarbe mit Pinsel und Spachtel Schicht um Schicht auf die Leinwand aufgetragen und dabei ein plastisches Oberflächenrelief geschaffen. Neben der materiellen Präsenz verleihen auch die intensiven, leuchtenden Farben Grabmayrs Bildern zusätzliche Vitalität und Sinnlichkeit. Die vorliegende Arbeit zeigt beispielhaft, wie Grabmayr Visuelles und Abstraktion zu einer Einheit verdichtet.

Aus der Tradition der expressionistischen österreichischen Malerei kommend, dient Grabmayr der jungen Maler-Generation der „Neuen Wilden“ als Vorbild. Sein Werk korrespondiert zudem mit der plastischen Malerei von Miguel Barceló, Anselm Kiefer und Eugène Leroy. (Isabell Kneidinger)