Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Dezember 2017, 18:00 Uhr

0642

Emil Herker*

(Aigen 1966)

„Die gläserne Republik“
2012
Acryl auf Leinwand; ungerahmt
150,5 x 170 cm
Rückseitig signiert und datiert: Emil Herker 2012

Provenienz

österreichische Privatsammlung



Schätzpreis: € 8.000 - 16.000
Ergebnis: € 9.240 (inkl. Gebühren)

Die Malerei von Emil Herker gilt in erster Linie als Darstellung realistischer Wirklichkeiten zu bezeichnen. Der Künstler entscheidet sich also bewusst für ein gegenständliches Bildmotiv, das durch die feine Maltechnik zusätzlich einem traditionellen Konzept des Mediums entspricht. Bevorzugt inszeniert Herker prominent Dinge des täglichen Gebrauchs mit, auf den ersten Blick, simplen Mitteln, die durch ihre forsche Präsenz, und genau wegen ihrer vermeintlichen Einfachheit, allerdings bei genauerem Hinsehen dem Zuschauer einen Spiegel vorhalten und somit seine Werte und Verhaltensweisen in Frage stellen. Wie ein roter Faden ziehen sich Themen wie Kapitalismus, Konsum und, damit verbunden, Vermarktung und Manipulation durch die Arbeiten. Seine Bilder, in denen er Beispiele von Verpackungen verschiedenster Lebensmittel oder Etikettenflaschen vor eine beeindruckende Vielfalt an Gläsern platziert, entwickeln eine schlagende Kraft, die insbesondere Oberflächlichkeit im zwischenmenschlichen Umgang und die Vergänglichkeit materieller Werte anprangern. Indem er erkennbar asiatische und westliche Güter mischt, spannt er einen Bogen zwischen verschiedenen Kulturen und zeigt damit auf, dass trotz aller möglichen Unterschiede gewisse Regeln des Zusammenlebens universell sind. Das Gemälde „Die gläserne Republik“ von 2012 zeigt vor der als bildfüllenden Hintergrund verwendeten österreichischen Flagge, eine Donald Duck-Figur aus Glas. Abgesehen davon, dass hier Herker erneut seine Meisterschaft in der Darstellung dieses Materials und von Licht- und Schatteneffekten unter Beweis stellt, entfaltet das Bild einen ansteigenden Sog, je länger man sich damit beschäftigt. Das titelgebende „Gläsern“ bezieht sich unmittelbar auf die Figur; sie steht stellvertretend für den Menschen, der in unserer Gesellschaft durch die neuen Medien und im rechtlichen Gefüge sprichwörtlich für Staat und Marktwirtschaft zum offenen Buch in Bezug auf seine Eigenschaften, seine Vorlieben und sein Verhalten geworden ist. Während dieser Umstand sowohl positiv als auch negativ aufgefasst werden kann, wird der Begriff im politischen Vokabular eindeutig als Qualitätsmerkmal für einen vermeintlichen offenen, transparenten und letztlich bürgernahen Führungsstils genutzt. Im Wesentlichen wollen Politiker damit ausdrücken, dass sie, im Gegensatz zu ihren Vorgängern und Kollegen, nicht korrupt sind, sich ausschließlich dem Wohle der Allgemeinheit verschreiben. Doch Wahlkampagnen der letzten Jahre, wie sie sich gerade in Österreich immer akzentuierter herausbilden, zeugen von einem ganz anderen Charakter. Parteien trauen den Inhalten ihrer Programme offenbar nicht genug und greifen zu unsauberen Mitteln, um Gegner zu diskreditieren. Diese öffentlich ausgetragenen Konflikte zielen darauf ab, den potentiellen Wähler auf emotionale Weise für die eine oder andere Seite zu gewinnen, weswegen es sich im Grund um systematische Manipulation handelt. Donald Duck wählt Herker daher nicht zufällig, gilt er doch als Paradebeispiel des naiven, etwas faulen und auch beschränkten Menschen mit einer opportunistischen Ader. Er ist zudem der Neffe von Dagobert Duck, der Personifizierung des Kapitalismus. (Teresa Vena)