Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Dezember 2017, 18:00 Uhr

0666

Elke Silvia Krystufek*

(Wien 1970)

„An average Saint God“
2004
Mischtechnik auf Leinwand; ungerahmt
200,5 x 300 cm
Rückseitig signiert: Elke Krystufek

Provenienz

2009 direkt bei der Künstlerin erworben;
seither Privatbesitz, Niederösterreich

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 39.600 (inkl. Gebühren)

Schrift und Bild gehen in Elke Krystufeks Arbeiten eine Symbiose ein, ergänzen einander zu Gedankenmodellen oder auch zu einer „Message“ . Jedoch erschließt sich Nichts auf Anhieb. Kritische Reflexion und assoziatives Denken vermögen Bild und Text-Verquickung zu entschlüsseln. Es ist der Betrachter, der sowohl Inhalt, als auch Komposition des Bildes gedanklich vollendet.

Krystufeks Arbeit „An average Saint God“ von 2004 beinhaltet einen in Versatzstücken über die Leinwand verteilten, kleinteiligen, englischen Text, der die dargestellten Personen buchstäblich „umschreibt“ und um Gedanken und Gefühle kreist. Existenz, Sexualität und Gesellschaft sind die relevanten Themen, die Krystufek hinterfragt und Tagebuch-artig zwischen und um die Personen herum einarbeitet.
Auf einer rohen, ungrundierten Leinwand entwirft Krystufek in der ihr eigenen expressiven Bildsprache ein weißes, gestisches Pinselstrich-Stakkato, das an manchen Stellen luftig-locker hingeworfen ausfällt, an anderen verdichtet aufgetragen ist. Darin eingebettet zwei Porträts – das einer Frau und eines Mannes – und eine Yogini. Das monumentale, anmutige Frauenantlitz rechts im Bild dominiert das ungewöhnliche Personen-Ensemble. Es ähnelt einem Renaissance-Porträt Raffaels oder da Vincis. Der Blick der Frau ist nach außen, auf den Betrachter gerichtet. Auch das wesentlich kleinere, in grau und schwarz gehaltene Männerporträt in der Bildmitte tritt in Blickkontakt mit dem Betrachter, spricht ihn direkt an. Krystufek stellt hier den Musiker Cat Stevens dar, der 1977 zum Islam konvertierte und sich infolge Yusuf Islam nennt.

Krystufeks Porträts – meist sind es Idole der Populärkultur, historische und politische Persönlichkeiten, Freunde, Familienmitglieder oder auch Künstler – fungieren als Gesellschafts-Spiegel. Das Ich, die Befindlichkeiten und Verhaltenscodizes jedes Einzelnen werden angesprochen. Peter Noever beschreibt „die Funktion des Krystufekschen Blickes“ recht treffend als „Zu-sich-selbst-Kommen im Anderen“. (Peter Noever in: Liquid Logic. The Height of Knowledge and the Speed of Thought, Wien 2006, S.7) Nicht zuletzt verhandelt und untersucht die Rollenspielerin und „Identitäts-Akrobatin“ Krystufek damit auch ihr eigenes Selbst.
(Isabell Kneidinger)