Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Dezember 2017, 18:00 Uhr

0633

Oswald Oberhuber*

(Meran, Südtirol 1931 - 2020 Wien)

„o.T.“
Öl auf Leinen; gerahmt
213 x 248 cm
Signiert links unten: Oberhuber

Provenienz

Sammlung Dieter Ronte;
Privatbesitz, Wien

Das Bild wurde fachmännisch auf einen neuen Keilrahmen aufgezogen.

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Ergebnis: € 14.976 (inkl. Gebühren)*
unter Vorbehalt, Limit: € 13.000

Oswald Oberhubers Schaffen ist wie kein anderes in der österreichischen Kunstgeschichte geprägt von Stilbruch und Pluralität, er wechselt zwischen abstrakt und gegenständlich, zwischen Malerei und Skulptur und nutzt das jeweils andere als Sprungbrett für eine neue Entwicklung: „Ich bin der Meinung, dass das Abstrakte, das Ungegenständliche auch im Gegenständlichen möglich ist. Die formalen Momente haben viel mit dem Gegenstand zu tun. Das Figurative ist für mich durchaus ein wichtiges Mittel zur Selbstprüfung. Wenn ich nur abstrakt arbeite, verliere ich den Zusammenhang. Ich werde dann immer oberflächlicher. Und dann zwinge ich mich wieder dazu, etwas Gegenständliches zu machen, das dann wieder ganz anders aussieht. Sie sehen, es ist für meine Arbeit wichtig, dass die figurativen Phasen immer wieder kommen.“ (Oswald Oberhuber. Ausstellungskatalog, 21er Haus, Wien 2016, S. 365) Der „Stilbruch wird zum Kontinuum und die Pluralität zum Programm“ (Oberhuber, S. 65).

In Oberhubers Bildern entsteht eine eigene Welt, pastellfarbig bunt, mit merkwürdigen Pflanzen, von Tier und Mensch gleichermaßen bevölkert. Rechts im Bild steht ein etwas klein geratener Mann in einem Anzug mit zu kurzen Hosenbeinen. Es handelt sich wohl um ein Selbstbildnis des Künstlers, in der Gestalt eines Kindes. Das Ich als Kind ist ein wichtiges immer wiederkehrendes Thema in seiner Malerei. „Es sind sehr wichtige Themen für mich, das Ich als Kind und das Ich überhaupt. Ich sehe das aber nicht als Narzissmus. Ich habe dadurch eine Sprache gefunden... die generell wichtig in meinem Schaffensbereich ist.“ (Oberhuber, S. 167) Links im Bild ein Tier, wohl ein Pferd, mit einem winzigen Fohlen. Kann man am Muttertier die noch blutige Nabelschnur erkennen, hat die Figur als Geburtshelfer blutige Hände bekommen? Man darf spekulieren, der Fantasie des Betrachters sind keine Grenzen gesetzt. So schreibt der Künstler: „Ich erschrecke auch nicht vor der Undeutlichkeit des Bildes, ist doch gerade diese Undeutlichkeit der Gewinn beim Vollzug der Betrachtung.“ (Oberhuber, S. 78) Mensch und Tier sind von teils gestrichelten Umrisslinien umfangen. Der Hintergrund des Bildes erinnert in seinem getupften Farbauftrag an den pointilistischen Malstil. Dieser setzt sich in den Binnenflächen der Figuren fort, nur die farblich differenzierte Ausgestaltung – die pastelligen Farben unterscheiden Mensch und Tier vom grün-gelben Grund – ermöglichen es dem Auge des Betrachters, Anhaltspunkte zur Deutung des Bildgeschehens festzumachen.

Oswald Oberhuber, einer der einflussreichsten Künstlerpersönlichkeiten Österreichs wurde erst kürzlich mit einer umfangreichen Präsentation seines Œuvres im 21er Haus in Wien geehrt. (Sophie Cieslar)