Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Dezember 2017, 18:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

0674

Markus Prachensky*

(Innsbruck 1932 - 2011 Wien)

„Puglia Marina“
1978
Acryl auf Leinwand auf Platte; gerahmt
75 x 96 cm
Signiert und datiert rechts unten: Prachensky 78
Rückseitig signiert und datiert: Markus Prachensky 1978

Provenienz

Galerie Ulysses, Wien;
Privatsammlung, Wien;
seit 2009 Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 12.000 - 24.000
Ergebnis: € 26.400 (inkl. Gebühren)

Markus Prachensky kam durch seinen Vater, den Architekten und Maler Wilhelm Nikolaus Prachensky, schon früh mit Kunst in Berührung. Er studierte zunächst ebenfalls Architektur, inskribierte aber gleichzeitig Malerei. Ab 1956 war er Mitglied der „Gruppe St. Stefan“ zusammen mit Arnulf Rainer, Wolfgang Hollegha und Josef Mikl. Zunächst noch stark beeinflusst vom abstrakt-geometrischen Werk Piet Mondrians, arbeitete er Ende der 50er Jahre immer stärker daran, sich vom Kompositorischen zu lösen und frei zu malen. 1957 lernte er in Paris den Tachismus kennen, der dem in den USA etwa zeitgleich entstandenen „abstrakten Expressionismus“ bzw. dem „Action Painting“ verwandt ist: Dabei drückt der Künstler spontane Emotionen und Eindrücke weitgehend ohne rationale Kontrolle durch spontane Gesten und Farbflecken aber auch, im Action Painting, durch das freie Spritzen, Rinnen oder Tropfen-Lassen von Farbe auf der Leinwand aus.
Prachensky verarbeitete in seinen Bildern Eindrücke, die er auf Reisen sammelte: Landschaften, Städte, aber auch Architektur wurden von ihm, oft unter Begleitung seiner geliebten Jazz-Musik, die er bei der Arbeit im Atelier hörte (was sich in einigen Titeln niederschlägt), zu vereinfachten Formen in intensiven Farben reduziert, er malte sozusagen die Essenz seiner gewonnenen Sinneseindrücke. Er studierte Landschaften und Orte, die ihn faszinierten, ließ ihre Atmosphäre auf sich wirken, ihre Geschichte, Stimmung, Licht und brachte später diese Eindrücke zu Papier oder Leinwand, ohne davor Fotos oder Zeichnungen anzufertigen. Seine Malerei ist ungegenständlich, aber nicht abstrakt, immer wieder finden sich Anspielungen auf architektonische Details oder Grundrisse. Ab Mitte der 50er Jahre begann Prachensky, seine Werke nach ihren Entstehungsorten zu nennen, ab den 70ern verwies er in seinen Titeln konkret auf die Landschaften, die ihn zu den jeweiligen Bildern inspirierten. Meist setzte er sich monatelang mit einer Landschaft auseinander und schuf ganze Serien, deren Werke anhand eines ähnlichen Formen- und Farbkanons als zusammengehörig erkennbar sind und auch denselben Titel tragen. Ganz bewusst distanzierte er sich davon, Gesehenes „nur“ zu reproduzieren, er wollte mit seinen Werken darüber hinauswachsen, sie sollten eigenständig und im besten Fall sogar intensiver wirken als der Weltausschnitt, dem sich der Künstler in dem jeweiligen Zyklus verschrieben hatte.
Immer wieder bereiste Prachensky die fruchtbaren Landschaften Italiens, so auch 1977 das im Süd-Osten gelegene Apulien, das ihn bereits ein Jahr zuvor zu mehreren Serien inspiriert hatte. Diesmal fuhr er von Gargano bis nach Brindisi die ganze Küstenregion ab, von der Murge bis zum Meer. Das Ergebnis dieser Landschaftsstudien war die Serie „puglia marina“, die eine Art Fortsetzung der Arbeiten des Vorjahres darstellt. Die wunderschönen Städte Apuliens mit ihren alten Bauwerken gaben den Anstoß zu den waagrechten „Balken“, die er übereinander direkt auf die rohe Leinwand „schichtete“, das runde Element ist möglicherweise als Anspielung auf die prächtigen Rosettenfenster der Kirchen zu lesen. (Ina Waldstein)