Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

05. Dezember 2017, 18:00 Uhr

0333

Arnold Clementschitsch*

(Villach 1887 - 1970 Villach)

„Der rote Reiter“
um 1914
Öl auf Leinwand
90 x 106 cm
Signiert links unten: Clementschitsch
Künstlerhaus-Etikett 1922 / 4631 sowie Ausst.-Etikett "Große Kärntner Kunstschau Salzburg" 1941 rückseitig auf Leinwand

Provenienz

aus dem Nachlass des Künstlers;
österreichischer Privatbesitz

Ausstellung

1941 Salzburg, Große Kärntner Kunstschau

Literatur

Christine Wetzlinger-Grundnig / Museum Moderner Kunst Kärnten (Hg.), Arnold Clementschitsch, Klagenfurt 2016, WV-Nr. WVAC 31, ganzseitige Farbabb. S. 271 sowie Abb. S. 22 und S. 314

Wir danken Paul Rachler, Künstlerhaus Archiv Wien, für die freundliche Bestätigung.

Schätzpreis: € 150.000 - 300.000
Ergebnis: € 140.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Arnold Clementschitsch begann seine künstlerische Laufbahn mit 21 Jahren, nachdem er davor 2 Jahre als Bankangestellter gearbeitet hatte. Er besuchte 1908 in Wien die graphische Lehr- und Versuchsanstalt, dann im Jahre 1909 die Akademie am Schillerplatz und schließlich die Wiener Kunstgewerbeschule. Sein Lehrer war Prof. Löffler, der ihm riet, einige Zeit ins Ausland, nach Paris oder Genf, zu gehen. Clementschitsch entschied sich letztendlich für München. Dort kümmerte sich
der Maler Josef Willroider um den jungen Künstler und zeigte ihm die Besonderheiten dieser Stadt. Er blieb von 1911 bis zum Krieg, 1915 musste er einrücken.
Es entstanden wenige, aber hochqualitative Gemälde in dieser Münchner Zeit. Eine großartige Serie schuf der Künstler nach Szenen aus dem englischen Park, die ihn beeindruckt hatten, wie die "Dame im englischen Park", „Der Kaffeehausgarten" und „Der rote Reiter“.

Das Pferd sollte für Clementschitsch ein Lieblingsmotiv werden. Als Kind sah er öfters Pferde vor dem Haus seiner Eltern, Husaren ritten hier vorbei und der Knabe träumte davon, auch einer zu sein. In der Münchner Akademie besuchte er die Zeichenklasse von Angelo Jank, einem arrivierten Militär- und Derbymaler. Von diesem wurde der Künstler sehr beeinflusst, von seinem Biennale-prämierten „Poloreiter“ im Jahre 1932, über die Reiter der spanischen Reitschule bis zu den Zirkuspferden in den 1950er-60er Jahren.

"Der rote Reiter" stellt eine Szene im englischen Park dar, ein Mann reitet im Vordergrund auf dem hellbeleuchteten Weg - die Sonne steht im Zenit - bildparallel nach rechts. Hinter dem Weg ist eine Parklandschaft mit Bäumen im Dunkeln zu sehen. Vor dem linken Baum, noch im hellen Bereich, steht en face eine Dame, die der Reiter mit nach hinten gewendetem Kopf anblickt. Hinter dem rechten Baum, ganz im Schatten, ein bedrohlich wirkender Mann. Handelt es sich hier um ein Eifersuchtsdrama im klassischen Sinn? Diese "Dreiecksbeziehungen" treten später häufig in den Gemälden auf. Hier wird der Weg in einem Roséton gehalten, man kann von einem "Chemin Symbolique" sprechen, wo sich eine theatralische Handlung mit Symbolcharakter abspielt.
Clementschitsch hatte in München die Schriften Freuds kennengelernt. „In München wurde ich damals um dieselbe Zeit mit der "Psychoanalyse" von Siegmund Freud vertraut und bin dem Leben dafür nicht wenig dankbar, obwohl das Leben viel zurückverlangt.", schrieb er in seinem Aufsatz "Historia". Stark beeinflusst wurde der Künstler auch vom Erkenntnistheoretiker Gustaf Britsch, der seine Schüler lehrte, sich „ein inneres Bild“ zu machen, das „Ersehene“ wiederzugeben. Diese Theorie sollte prägend für Clementschitsch werden und er gab sie auch an seine Schüler wie z.B. Hans Staudacher weiter. Auch die Avantgarde-Bewegung "Der blaue Reiter" und theoretische Werke wie die Schriften von Franz Marc über "geistige Güter" oder Wassily Kandinskys "Über das Geistige in der Kunst" waren für Clementschitsch prägend. (Leonore Lukeschitsch)