Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

05. Dezember 2017, 18:00 Uhr

0217

Erwin Dominik Osen*

(Wien 1891 - 1970 Dortmund)

„Sitzender Halbakt“
1912
Aquarell, Bleistift auf Papier
46 x 43,5 cm
Signiert und datiert rechts unten: Osen / Erwin 1912

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Ergebnis: € 111.850 (inkl. Gebühren)

Mit seinem Hang zur Exzentrik und der damit einhergehenden Inszenierung der eigenen Person schürte Erwin Dominik Osen selbst schillernde Gerüchte über seine Herkunft. Er wuchs jedoch als Waise auf, wurde von Gustav Mahler früh - im Alter von sechs Jahren - entdeckt und in der Wiener Hofoper zum Balletttänzer ausgebildet.
In der Klasse von Christian Griepenkerl an der Wiener Akademie lernte Osen den jungen Egon Schiele kennen. Gemeinsam mit weiteren jungen Künstlern brachen Schiele und Osen wenig später mit den Traditionen der Akademie und gründeten 1909 die „Neukunstgruppe“. Sie wurden zu Wegbereitern eines neuen österreichischen Farbexpressionismus.
Eine der vielen Leidenschaften Osens lag in der schillernden Theaterwelt. Als Theatermaler und Mimiker in Varietés finanzierte sich Osen seinen Lebensunterhalt. Wesentlichen Einfluss auf Schiele nahm Osen vor allem mit seinen Mimiken und seiner schillernden extrovertierten Persönlichkeit - weniger als Künstler.

Bei der in diesem Aquarell dargestellten Dame handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die exotische Tänzerin Moa. Sie war von 1911-1914 Begleiterin Erwin Osens. Arthur Roessler beschreibt Moa im Jahr 1922 als: „…eine gertenschlanke Tänzerin mit einem zu maskenhafter Ruhe erstarrenden beinweißen Gesicht unter blauschwarzem Scheitel, dem Antlitz einer ägyptischen Prinzessin … Die gleichsam blicklosen, großen, jettblauen, unter braunblau beschatteten, langbewimperten und überschweren Lidern schwermütig mattschimmernden Augen, die guttural gurrende, abgedämpfte Stimme und die wie mechanisch in den zarten Gelenken sich bewegende zierliche Gestalt des Mädchens, mit dem an Tahiti erinnernden Vahine-Namen, bezauberte den Künstler in Schiele völlig…“ (Arthur Roessler, Erinnerungen an Egon Schiele, Wien 1922, S. 42-44, in: Christian M. Nebehay, Egon Schiele, Leben, Briefe, Gedichte, Salzburg 1979, S. 117) (AKE)