Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

18. Oktober 2017, 17:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

0601

Rudolf von Alt

(Wien 1812 - 1905 Wien)

„Das Innere des Petersdoms in Rom“
1835
Aquarell auf Papier
35,5 x 27 cm
Signiert und undeutlich datiert unten mittig: Rudolf Alt 183(5?)

Provenienz

Privatbesitz, Österreich

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 26.880 (inkl. Gebühren)

Im April 1835 erhielt Rudolf von Alt gemeinsam mit seinem Vater Jakob Alt die Genehmigung zu einer fast einjährigen Italienreise, die ihn von Venedig bis nach Neapel führte. Im April sowie auf der Rückreise im August besuchten die beiden Maler Rom, wo von den verschiedensten Plätzen und Sehenswürdigkeiten der Stadt Aquarelle entstanden, die dem jungen Alt noch Jahre danach als Vorlage für weitere Varianten dienten. Einer seiner ersten Besuche galt dem Petersdom, dessen imposante Raumgestaltung wie die Fülle an Dekoration dem jungen Künstler eine besondere, aber durchaus verlockende malerische Herausforderung bot. Mit seinem besonderen Blick für architektonische Proportionen gelang es ihm fast "freihändig" die komplizierten Raumverschneidungen in der Vierung des Domes mit der alles überragenden Kuppel zu erfassen und selbst im kleinen Format die Größe des Raumes spürbar zu machen. Mit einer charmant, naiven Erzählfreude werden unterschiedliche Gruppen von Gläubigen, die Schweizer Garde oder Pilgergruppen geschildert und die besonders andächtige Stimmung mit den vom Kuppelfenster einfallenden Strahlenbündeln der Sonne, die sich in Richtung des Altares ausbreiten, lebendig erfasst.

Vermutlich handelt es sich bei diesem Blatt um das vor Ort aufgenommene Bild, wofür die fast monochrome und lichte Farbigkeit, der schnelle wie präzise Pinselstrich, die Aufhellung mit Deckweiß bzw. mit Freilassungen sowie die skizzenhafte Umrandung von Personen und Details sprechen. Ein Jahr später verarbeitete Alt in Wien dieses Thema mit leicht versetzter Perspektive, neuen Staffagen und vor allem mit einer differenzierteren Farbgebung (vgl. Sammlung des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz-Wien, Inv.-Nr. GR 45 (G 2201). Dieses vorliegende Blatt aber begeistert gerade durch die noch unreflektierte, spontane Momentaufnahme und mit dem reizvollen Gegensatz von präziser Wiedergabe und freier Interpretation. (MHH)