Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

21. Juni 2017, 18:00 Uhr

0866

Markus Prachensky*

(Innsbruck 1932 - 2011 Wien)

„Rouge sur gris - Karlsruhe“
1962
Lack auf Leinwand; gerahmt
115,5 × 89 cm
Signiert rechts oben: Prachensky
Rückseitig signiert und datiert: Markus Prachensky 1962

Provenienz

Galerie Runge;
seit 2002 Privatbesitz, Österreich

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Ergebnis: € 36.960 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

„Retournons à la peinture“, kehren wir zur Malerei zurück, schreibt Markus Prachenksy 1961 in seinem „Manifest der Malerei“ (Manfred de la Motte (Hg.), Markus Prachensky, Galerie Hennemann, Bonn 1979, S. 120).

1957, ein Jahr nachdem Markus Prachensky gemeinsam mit Wolfgang Hollegha, Josef Mikl und Arnulf Rainer die „Gruppe St. Stephan“ gegründet hatte, bereist er erstmals Paris. Die Bekanntschaft mit Georges Mathieu und Pierre Soulages und der Malerei des Tachismus wird bestimmend für sein weiteres Werk. Die endgültige Befreiung aus einem geometrischen Grundgerüst und die damit einhergehende totale Freisetzung der Farbe gelingt ihm 1959 in der Malaktion „Peinture Liquide“ im Theater am Fleischmarkt, die er 1960 im Stadttheater Aschaffenburg wiederholt. Rote Farbe wird aus Kübeln über den oberen Leinwandrand gegossen und rinnt in Strömen unkontrolliert nach unten. In weiterer Folge wird das Spontane, der heftige Gestus und auch die Farbe Rot, die er als „Lebensfarbe“ (Markus Prachensky, Ausstellungskatalog, Belvedere, Wien 2002, S. 25) bezeichnet, bestimmend für sein Werk. Die Zeit um 1960 ist aber auch geprägt von einer gewissen Rastlosigkeit. Markus Prachensky pendelt zwischen Wien und Deutschland, schlägt sein Atelier in Stuttgart, Berlin, Wiesbaden, Aschaffenburg und Karlsruhe auf und benennt seine Arbeiten nach ihrem Entstehungsort.

In „Rouge sur gris – Karlsruhe“ hat der heftige Gestus einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. In einem einzigen Rotton setzt Prachensky mit heftigem Pinselschlag einen energiegeladenen Farbballen an den unteren Bildrand. Er lässt den Lack nach unten rinnen und nach oben spritzen und ihn so selbstbestimmt die Leinwand erobern. „Die kontrollierte Gestaltung fällt mit der größten Spontaneität zusammen.“ (Wolfgang Fleischer, Markus Prachensky, Wien 1990, S. 17) Spannung entsteht durch die kraftvoll bewegte Form im Kontrast zum meditativen Charakter des leergelassenen Graus. „Das dialektische Gegenüber nur zweier Farben schärft den Blick für das, worauf es ankommt, die Grundmelodie und den ihr innewohnenden Rhythmus.“ (Otto Mauer in: Manfred de la Motte (Hg.), Markus Prachensky, Galerie Hennemann, Bonn 1979, S.130) (Sophie Cieslar)