Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

21. Juni 2017, 18:00 Uhr

0852

Bruno Gironcoli*

(Villach 1936 - 2010 Wien)

„o.T.“
1985
Mischtechnik auf Papier; gerahmt
200 × 150 cm
Signiert unten mittig: B. Gironcoli

Provenienz

österreichische Privatsammlung

Literatur

Gesellschaft der Freunde der Neuen Galerie, Graz, und der Kärntner Landesgalerie Klagenfurt (Hg.), Bruno Gironcoli. Arbeiten auf Papier, Graz 1990, (Kat. 59)

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 39.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Bruno Gironcolis Arbeiten auf Papier gehen mit dem bildhauerischen Schaffen des 2010 verstorbenen Ausnahmekünstlers Hand in Hand. Zeichnung, Malerei und Skulptur treten in Interaktion und sind „im Kontext der Idee“ (Bruno Gironcoli in: Bruno Gironcoli. Die Skulpturen 1956-2008, Ostfildern 2008, S.39) miteinander verbunden. In der Zeichnung erarbeitet oder ergänzt der Bildhauer Skulpturales in einer expressionistischeren Sprache, ohne auf den Einsatz der seine Arbeiten charakterisierenden Metallfarbe zu verzichten. Sowohl in der Skulptur, als auch in Gironcolis Papierarbeiten unterstützen Gold, Silber und Kupfer den utopischen Kosmos seiner Werke.
Ähnlich wie seine Skulpturen setzen sich die Zeichnungen und Malereien des Künstlers aus Modulen zusammen, die immer wieder neu kombiniert und überraschend kontextualisiert werden. Zu den Hauptmotiven zählen der Mensch, das Tier, banale Alltagsgegenstände, Architektur und Maschine.

In der Zeichnung aus dem Jahr 1985 verbinden sich abstrakte Gebilde über Schläuche und Stege parasitär mit Figürlichem und mit einer embryonalen Form. Die anonymen menschlichen Körper erscheinen bewegungsunfähig und dekorhaft an die ovalen Gefäße gekoppelt. Die ungleichen Paarungen sind übereinander im leeren Bildraum positioniert.
Ursprünglich Unzusammenhängendes und Fremdes in Montage und Collage zu verbinden, wie wir es bei Gironcoli sehen, sind bildnerische Strategien, welche die Dadaisten und Surrealisten bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in der Kunst verankerten. Dem Unterbewusstsein als Bildschöpfungsquelle wird dabei ein hohes Maß an Platz eingeräumt. Die Entschlüsselung des Gestalteten verlangt dem Betrachter assoziatives Denken ab. (Isabell Kneidinger)