Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

21. Juni 2017, 18:00 Uhr

0826

Hans Bischoffshausen*

(Feld am See/Kärnten 1927 - 1987 Villach)

„Schwarze Sonne“
1956
Mischtechnik auf Platte; gerahmt
64,5 × 84,5 cm
Signiert und datiert am unteren Bildrand: H. Bischoffshausen 1956
Rückseitig signiert, datiert und bezeichnet: Bischoffshausen 1956, "Schwarze Sonne"

Provenienz

Privatbesitz, Österreich

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Ergebnis: € 42.240 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Obwohl zu Lebzeiten von der österreichischen Kunstszene weitgehend ignoriert und unterschätzt, zählt der Kärntner Hans Bischoffshausen - von seinen Freunden auch “Stutz” genannt - posthum zu den wichtigsten Avantgardisten unseres Landes, der stets einen individuellen, schwere Zugänglichkeit nicht scheuenden künstlerischen Weg einschlug. Nach fünf Semestern Architekturstudium in Graz kam der 1927 in Feld am See geborene Künstler über Kunst am Bau zur Malerei. Nachdem er sich mit Impressionismus, analytischem und synthetischem Kubismus beschäftigt hatte, entdeckte er seine Liebe zu den Bildern Antoni Tapies und Paul Klees; an den zarten, schwebenden Formen der frühen, eher dunklen Bilder ist ein deutlicher Anklang an Klee zu erkennen. Außerdem beschäftigte er sich intensiv mit den Werken des Schriftstellers und politischen Revolutionärs André Malraux. Er experimentierte mit verschiedensten Materialen: Sand und Teer, später Asphalt, Asche, Firnis und Blech.

Um 1956/57, etwa auch die Entstehungszeit vom hier gezeigten Bild “Schwarze Sonne”, hatte “Stutz” seine ganz eigene Ausdrucksweise gefunden. Mitte der 1950er Jahre lernte er das Werk des italienischen Künstlers Lucio Fontana kennen, der durch seine Schnittbilder berühmt wurde - eine Begegnung, die sein künstlerisches Schaffen maßgeblich beeinflussen sollte und zu einer lebenslangen Freundschaft sowie einigen gemeinsamen Ausstellungen der beiden führte. Störung und Zerstörung nahmen ab nun einen wichtigen Stellenwert ein: Bischoffshausen schnitt, bohrte und brannte Löcher in den Bildgrund, er nagelte, klebte und schmierte seine Bilder zu dickschichtigen Reliefs.

1959 zog er nach Paris, um die dortige Avantgarde besser studieren zu können und sich ihr anzuschließen. Dort entschloss er sich zur Monochromie und seine eindringlichsten Werke entstanden. Ausstellungen in Frankreich, Italien, Holland und Deutschland bestätigten seine künstlerische Wertschätzung, der kommerzielle Erfolg blieb aber zeitlebens aus. 1972 kehrte er nach Kärnten zurück, etliche Reisen folgten, deren Eindrücke in seinen Werken verarbeitet wurden. Seine Frustration über das Unverständnis gegenüber seiner Arbeit sowie eine fortschreitende Sehnerventzündung führten nach und nach zu einer Abkehr vom Kulturbetrieb. (Ina Waldstein)