Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

26. April 2017, 18:00 Uhr

0710

Moritz Michael Daffinger

(Wien 1790 - 1849 Wien)

„Damenporträt“
Miniaturmalerei auf Elfenbein; originaler, feuervergoldeter Rahmen
9,8 × 7,8 cm
Signiert am linken Bildrand: Daffinger

Provenienz

Privatbesitz, Österreich

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Auktion ist beendet.

Moritz Michael Daffinger begann seine Ausbildung als Miniaturmaler in der Kaiserlich-Königlichen Porzellanfabrik und setzte sie bei Friedrich Heinrich Füger fort. Maßgebend für sein späteres Schaffen war der 1819 in Wien tätige Thomas Lawrence, der ihn in die Bildnisminiatur, besonders in die Kunst der Elfenbeinminiatur einführte. Durch die Tätigkeit an der Wiener Porzellanmanufaktur (1801-1812), die eine glatte minuziöse Malweise erforderte, war Daffinger prädestiniert für die Arbeit im kleinen Format. Bereits zur Zeit des Wiener Kongresses 1814/15 erhielt er zahlreiche Porträtaufträge und in den folgenden Jahren fertigte der Maler als Miniaturporträtist des Kaiserhauses, des Adels und der Bürgerschaft eine große Anzahl von Kleinbildnissen. 1836, am Zenit seines Schaffens, wurde Daffinger zum Wirklichen Mitglied der Wiener Akademie. Daffinger gilt heute berechtigt als der bedeutendste Miniaturmaler des biedermeierlichen Wien.

Auf der hier präsentierten Miniatur auf Elfenbein bildet ein mit Wolken gesäumter Himmel über einer nur scheinbar angedeuteten Landschaft die Hintergrundfolie für die zentral positionierte junge Dame im Halbprofil. Die Dargestellte ist in einem weißen, schulterfreien Kleid mit Spitzenbesatz präsentiert. Sie trägt ein grünes, ebenfalls mit angedeutetem Spitzenbesatz versehenes Tuch über der rechten Schulter, welches über den linken Oberarm führend sein kompositionelles Gegengewicht findet. Den mit großer malerischer Freiheit angelegten Partien, wie dem Himmel und besonders dem Gewand, steht eine detaillierte, fein nuancierte Wiedergabe von Antlitz, Haar und Rosenblüten entgegen. Das Gewand, besonders der nuancenreich gestaltete grüne Stoff, ist durch einen für Daffingers Bildnisse charakteristischen offenen Pinselstrich formuliert und bietet einen reizvollen Kontrast zum delikat modellierten Gesicht, das von Korkenzieherlöckchen mit subtilen Glanzlichtern gerahmt wird. Es wird deutlich, dass der Künstler besonderes Augenmerk auf die Schilderung der Oberflächenqualitäten unterschiedlicher Materialien respektive die Reaktion derselben auf den Lichteinfall legt. Der ebenso für Daffinger charakteristische weitgehende Verzicht auf die Kontur forciert dabei die malerische Wirkung des Bildes. Dass die Farbe, wohl angeregt durch den Engländer Thomas Lawrence, einen besonderen Stellenwert als Kompositionsmittel gewinnt, zeigt der gekonnte Komplementärkontrast des grünen Tuches und der rosafarbenen Blüten, welche wiederum durch das ihnen beigefügte Blattwerk noch leuchtender erstrahlen. Ihre bunten Akzente fügen sich nicht nur harmonisch in das gesamte Erscheinungsbild, sondern unterstreichen die liebreizende, anmutige Darstellung der jungen Dame. Die Porträtierte entspricht somit zur Gänze dem von Daffinger etablierten Typus "schöner Frauenbildnisse" der Biedermeierzeit. (vgl. dazu Ausstellungskatalog Aufgeklärt Bürgerlich. Porträts von Gainsborough bis Waldmüller 1750-1840, Österreichische Galerie Belvedere Wien, München 2006, Kat.-Nr. 99, 100, 106)